Motoren aufgemotzt, Papiere gefälscht


  • Nickpage von dp303 anzeigen dp303


    Administrator



    Kennzeichen: OS

  • Nickpage von dp303 anzeigen dp303


    Administrator



    Kennzeichen: OS
  • | 11.01.2004 15:53

Das soll erlaubt sein? Polizisten kamen vor fast zwei Jahren ins Stutzen, als sie die Papiere von sportlich aufgemotzten Autos der Rennszene an der Pagenstecherstraße kontrollierten. Bei manchen Fahrzeugen waren offensichtlich gefährliche Extras als vorschriftsmäßiges Zubehör eingetragen. Die Polizei kam schließlich Betrügern auf die Spur, die Fälschungen im Fahrzeugbrief als Dienstleistung angeboten hatten.
<BR><BR>

Die skeptischen Polizisten ließen die Rennmaschinen von der Pagenstecher Straße untersuchen und stellten fest: Die Eintragungen in den Papieren sahen zwar echt aus, konnten aber nicht rechtens sein. Die Spur führte über Düsseldorf zurück zur Osnabrück Szene. Wer dazugehört, will sein Auto nicht so vorführen, wie es beim Hersteller vom Fließband gerollt ist. Individualität ist angesagt, das Auto soll wirken, und zwar möglichst sportlich.
<BR><BR>
Bastler betreiben eine Art Bodybuilding für den fahrbaren Untersatz. Entsprechend sehen sie dann aus: So sehr geduckt, dass der Federweg so gut wie nicht mehr vorhanden ist und das Auto vielleicht die Bodenhaftung verliert. Scheinwerfer mit aufgesetzten Lidern wirken bedrohlich – der finstere Blick zählt, nicht die Lichtausbeute. Der Kavalierstart mit aufgemotzten Motoren macht Eindruck – aber passen die Bremsen dazu? Die Show verlangt ein Opfer, und das ist oft ausgerechnet die Verkehrssicherheit. Da fallen viele der optischen Blender durch. Längst nicht alle Zubehörteile, die es auf dem Markt gibt, haben den Segen des Technischen Überwachungsvereins, wecken aber Autoträume. Um die wahr zu machen und mit ihnen Geld zu verdienen, mischte sich ein „Dienstleister“ aus Düsseldorf in die Renn-Szene an der Pagenstecherstraße. Dort galt er als „TÜV-Onkel“. Seine Kunden gaben ihm ihren Fahrzeugbrief mit und bekamen sie mit der bestellten Eintragung und Siegelabdruck wieder. Um die 1.000 DM kosteten die Produkte aus der Fälscherwerkstatt, und sie wirkten so echt, dass Straßenverkehrsämter daraufhin neue Fahrzeugscheine ausstellten. Gaben Behörden Ersatzbriefe für das vollgeschriebene Orignial heraus, waren die Fälschungen komplett amtlich besiegelt.
<BR><BR>
Auch gefälschte Gutachten und TÜV-Plaketten sowie zweifelhafte Fahrzeugteile gehörten zum Angebot des „TÜV-Onkels“. Er hat inzwischen zugegeben, 140 Fahrzeugbriefe gefälscht zu haben. Die Polizei ermittelte auch gegen Osnabrücker, die offensichtlich mit dem Düsseldorfer zusammen gearbeitet haben und im Verdacht stehen, auch selbst gefälscht zu haben. Das Verfahren gegen sie wurde zunächst noch vorläufig zurück gestellt. Strafbar machen sich aber auch die Kunden: Vier weitere Männer aus der Szene, bei denen die Polizei gefälschte Eintragungen entdeckt hatte, sind wegen Urkundenfälschung jetzt zu Geldstrafen in Höhe von je 2.500 DM verurteilt worden.


Quelle:
Neue Osnabrücker Zeitung
Datum:
06.06.2000

Deinen Freunden empfehlen