Wer prügelt, gilt bei den Web-Autofreaks als Abschaum (Textform) - Seite 1

Seiten: 212 >

dp303

Administrator

Kennzeichen: OS

dp303

Administrator

Kennzeichen: OS
| 11.01.2004 15:53

Gründet sich bald eine Interessengemeinschaft zur Erhaltung der Treffen der Autocruiser an der Pagenstecher Straße? Die Idee mag verrückt klingen – im Internet wird sie jedoch ganz ernsthaft diskutiert. www.pagenstecher.de jedenfalls, das halboffizielle Organ der Anhänger der Autotreffen an der „Page", ruft gleich auf der Startseite zur Gründung einer solchen IG auf, die mit der Stadt und der Polizei ernsthafte Lösungsvorschläge für eine Zukunft an der Automeile ausarbeiten soll.
 

Die Auseinandersetzung über diese Frage nimmt im Online-Forum der Seite bereits breiten Raum ein – selbst über „Ursachen des Untergangs an der Pagenstecher Straße„ wird – übrigens nicht ohne selbstkritische Untertöne - diskutiert. Darüber hinaus werden die Vorgänge an der Pagenstecher Straße auf der Webseite allerdings eher einseitig dargestellt: Der Verfasser berichtet minutiös über alle Ereignisse und Sperraktionen, es gibt Bildergalerien von den Wochenenden an der Straße, sämtliche Berichte aus den Osnabrücker und überregionalen Medien über die Pagenstecher Straße tauchen auf.
Aufrufe zum Grillen an der Page werden zwar nicht mehr veröffentlicht, weil das einem Aufruf zum Landfriedensbruch gleichkäme, dafür sind an den Freitagen, an denen sich die Besitzer der getunten Fahrzeuge jeweils treffen, sogar Hinweise auf laufende Polizeikontrollenabrufbar. Für diese Hinweise gibt es auch einen SMS-Service, bei dem sich nach Angaben der Betreiber 60 Internetsurfer angemeldet haben. Ganz schön frech – verboten ist dieser Hinweisdienst, der die Bemühungen der Polizei unterläuft, jedoch nicht.
 
Verfasser der Webseite ist ein 22-jähriger Bankkaufmann aus Osnabrück, der seinen Namen aus Angst vor Folgen bei seinem Arbeitgeber nicht veröffentlicht sehen möchte. Die Seite ist seit dem September 1999 online, nach Angaben des Machers hat er im vergangenen Jahr 22000 Zugriffe gezählt. Er will, so der junge Mann, auf der Internet-Seite objektiv über die Vorgänge an der Pagenstecher Straße berichten, die aus Sicht der Anhänger der Szene natürlich total harmlos sind.
 
„Dass das solche Ausmaße annimmt, hat natürlich niemand absehen können – aber ich glaube, wenn man es vernünftig organisiert, ist die Straße eher einen Gewinn für junge Leute und sogar eine Chance für die Geschäftswelt", meint der junge Mann, der übrigens selbst „nur" einen alten Golf II fährt. Kritische Töne gegenüber den Autotreffen an der Page gibt es im Internet natürlich auch: Selbst im Forum bei Pagenstecher.de wird Gewalt gegenüber den Ordnungshütern nicht gutgeheißen. „Prügeln ist ein Straftatbestand – und wer prügelt, verhält sich wie Abschaum", heißt es hier. Wogen hat das Thema auch im Gästebuch von Neue OZ online geschlagen: Auch hier entbrannte nach Ostern eine Diskussion, in der es längst nicht nur positive Meinungen über die Treffen an der Page gab.
 
Ein ganz wichtiges Standbein von Pagenstecher.de ist übrigens Raum für Selbstdarstellung: Autobesitzer können Fotos und technische Daten von sich und ihrem Liebling einsenden und auf der Site veröffentlichen. Live-Fotos von der Tachos frisierter Wagen gibt es hier nicht, aber auch solche Seiten finden sich im Web. Neben www.pagenstecher.de beschäftigt sich in Osnabrück übrigens auch www.cabrionews.de mit den Outinggelüsten von Autobesitzern: Auch hier können Leser Porträts ihrer Wagen oder schöner Cabrio-Touren posten. Darüber hinaus gibt es unter dieser Adresse News aus dem Cabrioletbereich, einen Kleinanzeigenmarkt und vieles mehr.