Kommentar Tödlicher Car-freitag


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  • | 02.04.2005 20:13

Zitat:
KOMMENTAR Tödlicher Car-Freitag

Der Tuner und Raser in uns

VON KURT EHMKE



Wer will schon den Fakten widersprechen, die Polizei und Staatsanwaltschaft zusammengetragen haben? Der Unfall am Karfreitag, als ein junger Mann mit seinem aufgemotzten Opel in eine Gruppe Schaulustiger fuhr und eine Frau tötete, ist nicht aus einer Rennsituation heraus entstanden, teilen die Experten mit.

Das mag stimmen.
Was verwundert, ist, dass die Minuten vor dem Unfall offenbar keine Rolle bei der Bewertung spielen. Warum wendete der Opel an der Ziegelstraße? Warum wechselte er (vor 70 Schaulustigen) derart riskant die Fahrspur? Warum sprachen Unfallbeteiligte davon, dass der Opel den vor ihm fahrenden Honda genötigt habe? Stimmt es, dass der Opelfahrer bereits auf dem Ostwestfalendamm provokant gefahren ist? Stimmt auch, was ein Autofan im Internet kurz nach dem Unfall (unter Angabe des richtigen Kennzeichens) über einen ihm bekannten Raser in einem orangefarbenen Opel Corsa verbreitete?


Indizien, die dafür sprechen, dass es kein ganz normaler Unfall war. Sicher reichen sie nicht aus, um den Unfall als Rennunfall darzustellen; doch verwundert es, dass der Opel-fahrer am Tag danach den Führerschein zurückbekommt.

Weniger wundern darf sich die Öffentlichkeit über junge Menschen, die ihre tiefergelegten Lieblinge zur Schau stellen. Das lernen die Schumis für Arme jeden Tag in unserer Gesellschaft, in der sich viel zu viel ums Auto dreht, oft triefend scheinheilig. Gilt der Polo mit Heckschürze und 100 PS als anrüchig, wird mit 600-PS-Boliden geworben - dem Spielzeug des reichen Mannes.

In der TV-Werbung ist es schick, mit Luxusgeschossen durch Städte und Landschaften zu donnern - "Schatz, ich kaufe eben noch eine Tüte Milch". Machen Jugendliche mit schmalem Geldbeutel und grellerem Autozubehör das nach, gelten sie als Irre.

Dabei sitzen doch die, die in dieser Gesellschaft viel zu sagen haben oft in ihren schwarzen Karossen und ärgern sich, dass diese bei 250 Sachen gedrosselt sind. Auf der Autobahn blenden meist Menschen in edler deutscher Autoware auf, nur weil ein Kleinwagen nicht rechtzeitig geflüchtet ist - für viele akzeptierter Alltag auf Deutschlands Straßen.

Wer jetzt Raser und Tuner beschimpft, sollte den Tuner und Raser in sich suchen - beim nächsten Autokauf, in der nächsten Tempo-30-Zone.


Quelle:
www.nw-news.de
Datum:
02.04.2005

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