Dacia Lodgy: Familienkutsche zum Schnäppchenpreis

| 14.05.2018


Klar, eine Schönheit und ein Auto mit Wow-Effekt ist der Lodgy nicht, zumindest äußerlich. Das Design ist doch eher auf Funktionalität ausgelegt. Quadratisch, praktisch, also auch gut, könnte man sagen. Vorteile wie die große Hecköffnung und die weit nach oben schwenkende Klappe sowie die niedrige Ladekante fallen sofort ins Auge, wenn man ein paar Kreise ums Auto dreht und sich ein bisschen mit dem Lodgy vertraut macht. Allerdings fallen dann auch altertümlich anmutende Klappgriffe an den Türen auf und ein Knopf an der Heckklappe, der gleichzeitig das Schloss ist - beides findet man heute eher selten an Neuwagen.

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Ausgerüstet mit dem 109-PS-Diesel erweist sich der Dacia Lodgy als recht agiler Reisewagen.

Bei genauerem Hinsehen zeigt sich an der Oberkante der Hecköffnung eine Schraube, die gemächlich vor sich hin rostet. Auch das ist nicht besonders vertrauenserweckend. Diesen beiden Negativ-Eindrücken sind aber auch einige Vorteile entgegenzuhalten: Günstiger Einstigespreis, Zuladung von 640 Kilo, ein Diesel, der zwar etwas zu laut brummt, dafür aber richtig sparsam ist - 6,2 Liter bei der Testfahrt mit vier Erwachsenen plus Gepäck lassen kaum Raum für Kritik.

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Ein günstiger Preis und viel Platz zeichnen den Dacia Lodgy aus, den es gegen Aufpreis auch als Siebensitzer gibt.

Innen ist der Dacia freilich kein Auto, das viele Überraschungen parat hält. Der Testwagen ist mit einem Multimedia-System samt Navi und Rückfahrkamera ausgestattet, dessen Bildschirm von schwarzen Klavierlack-Rahmen umrandet ist. Mehr Schnörkel sind im Dacia Lodgy auch nicht zu finden. Dunkler Kunststoff und ein paar Zierelemente aus Kunststoff in Aluoptik, wie bei anderen Autos auch. Aber dort sieht's nach Alu aus. Bei Dacia können sie ihre Herkunft aus dem Kautschuk-Universum nicht verbergen. Ist das ärgerlich? Nein, denn in der Preisklasse darf man kein Luxus-Ambiente erwarten. Das ist vielleicht auch der große Vorteil des Dacia Lodgy. So manches, was bei teuereren Autos mit einem Minuspunkt quittiert würde, kann hier mit dem Hinweis auf den Preis als akzeptabel verbucht werden. Zum Beispiel die Menüführung des Navis, die unübersichtlich ist, aber nach einer Eingewöhnungszeit dem Dacia-Fahrer sicherlich keine Probleme mehr bereitet.

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Der Innenraum ist aufgeräumt, aber auch ein bisschen trist. Die Materialauswahl ist dem Preis angemessen, aber die Verarbeitung innen passt.

Inakzeptabel sind die Sitze, die - um es diplomatisch auszudrücken - in einem Auto, das wegen seiner Größe von vielen Käufern auch für Langstrecken genutzt werden wird - nichts verloren haben. Die Auflagefläche ist zu kurz, und die Polster sind viel zu weich. Die durchgesessene Couch in Omas Wohnzimmer ist bequemer. Hier besteht dringender Nachbesserungsbedarf.

Die Fondpassagiere müssen sich mit weniger Platz auf der 3er-Rückbank zufriedengeben, was bei einem Auto mit immerhin 4,50 Meter Länge ungewöhnlich ist. Das Platzangebot ist zwar ausreichend, eine verschiebbare Rückbank wäre aber eine willkommene Option, gerade bei einer Auslastung mit vier oder fünf Personen. Sehr gut: die dritte Sitzreihe, die bei Dacia 700 Euro extra kostet. Konkurrenten verlangen deutlich mehr. Zwar ist auch hier der Platz überschaubar und für größere Passagiere vor allem nach oben sehr begrenzt, aber auf kurzen Strecken oder für den Nachwuchs ist die mit zwei Handgriffen umklappbare Sitzbank allemal geeignet.

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Das Multimedia-System inklusive Navi ist in der Steuerung der Untermenüs etwas unübersichtlich, das Touch-Display braucht etwas mehr Druck als aus vielen anderen Autos gewohnt.

Etwas besser könnte die Dämmung sein. Ab Tempo 130 wird es sehr laut im Innenraum, Windgeräusche übernehmen dann die Rolle, die vorher das Brummen des Diesels inne hat. Der erfüllt ansonsten seinen Dienst unaufgeregt, lässt sich schaltfaul und mit niedrigen Drehzahlen fahren und macht dank des Drehmoments von 260 Newtonmetern bei 1.750 Umdrehungen je Minute im Alltagseinsatz ein gute Figur.

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Mit der optionalen dritten Sitzreihe bietet der Dacia Lodgy Platz für sieben Personen.

Eine lahme Ente ist der Dacia Lodgy mit diesem Aggregat (80 kW/109 PS) jedenfalls nicht. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt, schwingt bei größeren Wellen kaum nach, nur kurze Stöße schluckt es nicht ganz sauber weg. Aber auch hier gilt: Das Gesamtpaket ist in Ordnung, und zwar in diesem Fall nicht nur mit Blick auf den Sparpreis. Der liegt übrigens beim Testwagen in der zweithöchsten Ausstattung Lauréate mit einigen Extras wie beispielsweise einer Rückfahrkamera und der erwähnten dritten Sitzreihe bei 17.320 Euro. Nicht geschenkt, aber auch nicht zu teuer. Das Basis-Modell ist als Benziner bereits ab 9.990 Euro zu haben.

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Quadratisch, praktisch und im Ergebnis auch sehr ordentlich: der Dacia Lodgy.


Technische Daten Dacia Lodgy dci 110 "Lauréate":

Fünftüriger Kompakt-Van mit fünf oder sieben Sitzplätzen, Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4.498 mm/1.751 mm/1.714 mm/2.810 mm, Leergewicht: 1.280 kg, zul. Gesamtgewicht: 1.920 kg, Zuladung: 640 kg Tankinhalt: 50 Liter, Gepäckraum: 207 - 2.617 Liter.
Vierzylinder-Reihen-Dieselmotor mit Turbolader, Hubraum: 1.461 ccm, Leistung: 80 kW/109 PS bei 4.000 U/min, max. Drehmoment 260 Nm bei 1 750 U/min, 0 - 100 km/h: 11,2 s, Höchstgeschwindigkeit: 177 km/h, Normverbrauch (kombiniert) 4,0 Liter Diesel/100 km, CO2-Ausstoß: 105 g/km, Euro 6, Preis: ab 14.950 Euro. mid/Mst Bildquelle: Dacia






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