"Queen Mum" am Nürburgring

| 23.08.2018


Vor genau 50 Jahren erblickte die elegante Raubkatze XJ das Licht der Welt. Beim Oldtimer-Grand-Prix des AvD feiert Jaguar eine große XJ-Parade. Zu sehen ist unter anderem der "Urmeter" des Modells: der XJ 6 von 1968 - persönlicher Wagen des Jaguar-Gründers Sir William Lyons. Wir fahren nun mit Modellen fast aller Generationen und schildern ein Stück automobiler Stil-Geschichte. Unsere Zeitreise beginnt 1973 mit einem feinen Zwölfzylinder.

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Royaler Glanz an der Rennstrecke: Der Jaguar XJ12 gehörte einst Queen Mum.

Die am rheinland-pfälzischen Flugplatz Mendig sowie die auf dem Nürburgring von Jaguar präsentierten Karossen haben fast alle die britische Rechtssteuerung. So auch ein braunes Zwölfzylinder-Coupé mit 5,3 Litern Hubraum. Einen solchen Motor hat auch der Wagen von Queen Mum unter der Haube, den die hochadlige Dame übrigens persönlich fuhr und bis zu ihrem Tode im Alter von 101 Jahren im Jahr 2002 nicht abgab.

Das schmucke Coupé-Kätzchen XJ-C der Serie II (1973-1979) hat derweil seine Heimat im neuen Jaguar Klassik-Zentrum in Essen gefunden und darf nur zu besonderen Anlässen auf Reisen gehen - wie jetzt zum runden Geburtstag der luxuriösen Modellreihe. Beim Einsteigen in das mit beigefarbenen Ledersitzen ausgestatteten Fahrzeugs fällt die schlichte Eleganz auf. Der Innenraum wirkt beinahe spartanisch. Dieser Luxus betört mit Stil, nicht mit Protz.

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Der mid-Reporter Dr. Lars Wallerang auf Tuchfühlung mit dem Jaguar XJ12 der britischen Queen Mum.Bildquelle: Motor-Informations-Dienst

Der Motor schnurrt sanft, aber sonor. Beim Beschleunigen bemerkt man die Kraft des großen Aggregats, doch die Fahrleistung selbst überrascht einen heutigen Autofahrer durch Milde. Mancher Kleinwagen jungen Datums beschleunigt stärker als dieses Highend-Produkt vergangener Tage. Dem Fahrgenuss tut diese Feststellung aber keinen Abbruch. Und einmal mehr wird klar, dass sich die Faszination Automobil nicht in technischen Daten erschöpft.

In den 1980er Jahren wurde die Serie III aus dem Raubtierkäfig gelassen. Der Bereich oberhalb der Gürtellinie präsentiert sich komplett überarbeitet und besitzt größere Glasflächen sowie eine schräger abfallende Heckscheibe. Das größere Glashaus lässt den XJ flacher erscheinen, obwohl die Kopffreiheit hinten in Wirklichkeit zunimmt. Weitere Modifikationen betreffen neue Türgriffe, Stoßfänger und Rückleuchten sowie den neuen Vertikal-Rippengrill.

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Britischer Luxus der 70er Jahre: Der Jaguar XJ12 Coupé.

Fährt sich der XJ der späten 1970er und frühen 80er Jahre nicht grundlegend anders als die Vorgängermodelle, bekommt die Luxusautoreihe mit dem XJ40 (1986-1994), das letzte noch von Sir William Lyons beeinflusste Jaguar-Modell, einen technologischen Schub: Unter der Haut besitzt der XJ40 eine neue Hinterradaufhängung mit Doppelquerlenkern und außenliegenden Bremsscheiben. Als Automatik wird eine Viergang-Box von ZF in Verbindung mit einem neuen Schaltschema, dem sogenannten J-Gate, angeboten. Das Interieur erhält unter ergonomischen Gesichtspunkten eine Modernisierung und auch allerhand Elektronik hält Einzug. Neben kleineren, nicht-analogen Anzeigen kommt auch ein multifunktionaler Tripcomputer an Bord

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XJ der 80er Jahre: Die größeren gezackten Rückleuchten verändern das Heck-Design des Klassikers.

Das Fahrzeug gefällt nicht jedem Jaguar-Fan, Kritiker bezeichneten den XJ40 einst als "hässliches Entlein". Doch eigentlich ist auch der Jaguar der frühen 90er Jahre ein eleganter Schwan. Beim Fahren paaren sich alter Limousinen-Glanz mit modernem Komfort. Der vier Liter große Sechszylinder, der zur Motorenpalette gehört, macht beim Kickdown noch heute einen souveränen Eindruck.

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Mit dem XJ40 hält allerhand Elektronik Einzug in die britische Luxuslimousine.

Gleichwohl: Mit den Fahrleistungen heutiger Modelle kann man die der Granden der Vergangenheit nicht vergleichen. Im aktuellen XJ entfalten sich größere Kräfte - selbst im Falle des Diesels mit moderaten drei Litern Hubraum. Die Form ist ja heute vollkommen anders als bei den rundlichen Traditions-Modellen. Und doch wirkt auch der jetzige XJ wie ein Luxusliner. Das Cockpit erinnert an das einer Yacht. Und wenn noch die Holzverkleidung dazu kommt, ist die Assoziation mit einem Riva-Boot nicht fern.

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Kontrastprogramm: Ein halbes Jahrhundert liegt zwischen dem XJ der ersten Generation und dem heutigen Modell.

Die aggressiveste Raubkatze, die Jaguar je gebaut hat, ist aber der noch blutjunge XE SV Project 8. Der Umstieg von einem gediegenen XJ in diese feuerrote Rakete ist mit eindrucksvollen Kontrasterlebnissen verbunden - vom Platznehmen in den strammen Sportsitzen bis zum Spurt ist hier nun alles auf Rasanz getrimmt. Wer das Gaspedal ganz durchdrückt, verspürt ein Kribbeln wie auf der Achterbahn - ein Passagierflugzeug beschleunigt dagegen fast behäbig. Fehlte nur noch, dass der Jaguar Project 8 plötzlich abhebt.

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Der schnellste Jaguar mit Straßenzulassung heißt XE SV Project 8 und kann 600 PS entfalten.

Am Nürburgring stellte der XE SV Project 8 im vergangenen November mit 7.21,23 Minuten einen neuen Nordschleifen-Rekord für viertürige Limousinen auf. Mit 441 kW/ 600 PS beschleunigt der Project 8 in nur 3,7 Sekunden von 0 auf 100 - so schnell wie kein anderer Serien-Jaguar zuvor. Um Exklusivität zu wahren, ist die Produktion des 322 km/h auf weltweit 300 Linkslenker limitiert. Queen Mum hätte ihre Freude an dem rasanten Briten gehabt.mid/wal Bildquelle: Jaguar






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