Stichwort Spezialwerkzeug: Was sollte man zuhause haben?

| 07.02.2019


Wer ernsthaft schrauben will, braucht auch ernsthaftes Werkzeug, das weit über die normale Schrauber-Grundausstattung hinausgeht.

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Dass man, wenn man normale Wartungsarbeiten an seinem Auto durchführen will, mit einem 32-teiligen Werkzeugköfferchen vom Discounter nicht eben weit kommt, dürfte bekannt sein. Wir gehen also mal davon aus, dass erfahrene oder auch nur ambitionierte Schrauber Knarrenkasten, ein vollständiges Set an Maul- und Ringschlüsseln und dergleichen bereits besitzen. Aber mal Hand aufs Herz: Was sollte man denn an Tools besitzen, wenn man wirklich nie wieder in die Werkstatt fahren will?

Die wichtigsten Werkzeuge
1. Werkstattpresse
Sie finden sich an den Dreieckslenkern, den Radlagern und zahllosen anderen Stellen am Auto: Lager, die nur dadurch gehalten werden, dass mit dutzenden oder gar hunderten Tonnen Kraft an Ort und Stelle gepresst wurden. Und da kann man als Schrauber so viel Schweiß vergeuden wie man will, die bekommt man weder auf andere Weise raus wie man neue Teile anders wieder hineinbekommt.
Das geht wirklich nur mit einer Werkstattpresse. Einfache Systeme sind wenig mehr als ein handbetriebener Hydraulikzylinder in einem Stahlrahmen – Kostenpunkt etwa 100 Euro. Wichtig: Gleich einen Koffer mit passenden Adaptern mitkaufen.

2. Zündfunkentester
Hat er nun Zündfunken oder nicht? Viele Selberschrauber prüfen sowas, indem sie eine herausgeschraubte, mit dem Stecker verbundene Zündkerze an Masse halten – und dabei oft genug gehörig eine gewischt bekommen, denn die Zündspule bringt locker zehn Ampere. Unnötiges Risiko. Abhilfe schafft sich der Schrauber so:

1. "Irgendeine" Zündkerze besorgen
2. Große Metallklammer aus dem Baumarkt kaufen
3. Klammer am Masse-Teil der Zündkerze (Gewinde) befestigen.
Entweder, indem man die Klammer durchbohrt und einfach mit einer Mutter auf dem Gewinde befestigt, oder, indem man sie kurzerhand anschweißt

Die Klammer kann an einem tauglichen Massepunkt befestigt werden, die Kerze funkt, aber man ist eben mit den Händen weit weg vom Geschehen.

3. Digitalthermometer
Es gibt am Auto unzählige Dinge, bei denen es notwendig ist, genau zu wissen, was bei Betriebstemperatur wie heiß wird. Alle einzelnen Zylinder etwa. Oder Wellenlager. Vielleicht die Felgen, um Probleme mit den Bremsen herauszufinden, aber natürlich auch Dinge wie „wie heiß wird der Heckdiffusor durch das Endrohr?“. Für all das gibt es Digitalthermometer. Mit denen kann man einen Temperaturwert da abgreifen, wo man ihn messen will. Wichtig nicht nur für die Fehlersuche, sondern auch seriöses Einstellen im Leistungstuning-Bereich.

4. Lötlampe
Jeder Schrauber dürfte den alten Werner-Spruch kennen „nach fest kommt ab“. Und viele dürften schon festgestellt haben, was ein wenig Korrosion anrichten kann, wenn es darum geht, einen eigentlich nur gesteckten und mit Klemmschellen fixierten Auspuff schadlos zu zerlegen oder Schrauben von Dreieckslenkern zu lösen. Da kann man selbst mit Hebelkraft manchmal nichts mehr zerstörungsfrei ausrichten.
Aber wir alle haben auch im Physikunterricht gelernt, dass Wärme dazu führt, dass sich Bauteile ausdehnen. Genau aus dem Grund sollte man eine kleine Lötlampe mit Gasflasche besitzen. Nicht, um Schrauben rotglühend zu machen. Sondern einfach, um wohldosiert Hitze zu applizieren, wo Rost noch sämtliche Kriechöle alt aussehen lässt.

5. Zündlicht-Stroboskop
Für Besitzer normaler, moderner Fahrzeuge ist dieses Werkzeug überflüssig, denn der richtige Zündzeitpunkt wird heute vom Steuergerät computergenau und händisch nicht einstellbar justiert. Aber: Sobald man über einen älteren Wagen mit klassischer Zündanlage verfügt oder bei einem neuen Auto Tuning durch frei programmierbare Steuergeräte, Kennfeldzündungen usw. betreiben will, braucht man eine Zündlichtpistole. Eigentlich was ganz Simples: Sie leuchtet dann, wenn die Zündung „zündet“. Diesen Lichtblitz vergleicht man mit der OT-Markierung auf der Kurbelwellen-Riemenscheibe. Doch dadurch gibt sie einem eine unheimlich einfache Möglichkeit, seine Einstellungen zu prüfen und ggf. zu justieren.




6. Kühlsystem-Pumpe
Bei wassergekühlten Motoren ist das Kühlsystem oft genug Quell ständiger „Freude“, wenn etwas nicht so funktioniert, wie es soll. Das kann von Haarrissen in Kühlerschläuchen bis hin zu Schäden in der Zylinderkopfdichtung oder gar Block bzw. Kopf reichen. Bloß gibt es eben oft genug keine Spur außer sinkendem Kühlwasserstand oder kleinen Pfützen unter dem Auto.

Dagegen gibt es Kühlsystem-Pumpen. Handpumpen mit Manometer, die einfach statt des Deckels auf den Ausgleichsbehälter gesetzt werden. Man kann das System selbst bei kaltem Motor auf Arbeitsdruck bringen und so nicht nur erkennen, ob überhaupt Druck verloren geht (was immer Hinweis auf ein Leck ist), sondern auch in aller Ruhe suchen.

7. Druckluft-Bremsenentlüfter
Die Zeiten, in denen man seine Bremsen entlüftete, indem einer unterm Auto die Entlüftungsventile öffnete, während ein Helfer im Cockpit eifrig das Bremspedal pumpte, sind schon seit der Verbreitung von ABS vorbei. Und tatsächlich ist diese Methode, weil sie immer das Risiko enthält, dass Luft ins Bremssystem kommt, heute (und eigentlich schon immer) ziemlich fahrlässig.
Bremsen sollte man nur auf eine Weise entlüften, mit einem Druckluft-Entlüfter. Oben kommt eine Flasche voll frischer Bremsflüssigkeit auf den Vorratsbehälter, unten kann man mithilfe einer an den Kompressor angeschlossenen Flasche die alte Bremsflüssigkeit samt eventuell in der Leitung vorhandener Luft komfortabel „herauspusten“. Anders sollte man es, der Sicherheit wegen, nicht machen.

8. Auspuff-Rohrschneider
Es gibt Schrauber, die legen sich mit einer Flex unters Auto, um ein Auspuffrohr zu durchtrennen. Kann man machen, allerdings darf man sich dann auch nicht wundern, wenn die Flex etwas anderes außer dem Rohr demoliert. Nein, wer sicher und vor allem kontrolliert Auspuffrohre durchtrennen will, braucht einen manuellen Rohrschneider. Sieht ein bisschen aus wie eine Mischung aus Sägekette und Gripzange: Die Kette mit ihren Schneiderädern legt man ums Rohr und dreht das Ganze auf Spannung. Dann bewegt man das Zangen-Element einfach hin und her. Die Schneideräder fressen sich durchs Metall, über eine Einstellschraube erhält man die Spannung. Nicht blitzschnell zwar, aber besser.
Der offensichtlichste Vorteil: Keine Funken. Daneben aber auch ein ungleich präziseres, millimetergenaues Schneiden und viel sauberere Schnittkanten.

9. Scheinwerfer-Einstellgerät
Dieses letzte Werkzeug sollte man sich gebraucht kaufen, denn neue Exemplare kosten weit über 500 Euro. Das ist, wenn man es nur ein, zweimal im Jahr braucht, einfach zu viel. Aber dennoch sollte man auf ein Scheinwerfer-Einstellgerät nicht verzichten. Denn es ermöglicht es eben, die Hell-Dunkel-Grenze seiner Leuchten gesetzeskonform auszurichten. Das ist nicht nur Bestandteil jeder Inspektion, sondern auch immer dann Pflicht, wenn Scheinwerfer oder Leuchtmittel aus irgendeinem Grund ausgebaut waren.


Quelle:
https://de.rs-online.com/web/c/pruf..ate/stroboskope
https://www.mein-autolexikon.de/zue..uendmodule.html
http://nerdgarage.de/how-tos/zundung-einstellen/


Bildquelle:
Unsplash.com © Aaron Huber

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Autor: Helge Blischke