Audi: TDI macht den neuen S-Modellen Dampf

Mutig oder verrückt - die Grenzen verschwimmen oft fließend. Ähnlich ist es auch bezüglich der Entscheidung, die S-Modelle, also die sportlichsten Vertreter von A6 und A7, in Europa ausschließlich mit Turbodiesel anzubieten.


Der S6 Avant dürfte bei den Käufern und vor allem Leasingnehmern im Geschäftswagenbereich das beliebteste neue S-Modell werden. Dabei kann ein Diesel helfen.

Der V6-TDI mit 3,0 Litern Hubraum ist bei den ersten Testfahrten im Taunus und am Rhein mehr als überzeugend: durchzugsstark dank 700 Newtonmeter Drehmoment, mit extrem agilem Ansprechverhalten. Dazu kommt ein toller Sound. Dank Generator vor allem innen - die EU möchte eben nicht, dass der Nachbar morgens aus dem Bett fällt, wenn der TDI-Sportfahrer seine Kiste anwirft, so ist das heute bei neuen Autos.


Die verschärfte Optik überzeugt, vier ovale Auspuff-Endrohre und ein angedeuteter Diffusor zeigen, dass hier ein sportlicher Audi unterwegs ist.

Apropos TDI und Sport. Vor allem in Deutschland gilt es als Sünde, sportlichen Autos einen Benzinmotor zu verwehren. Dabei hat gerade Audi gewissermaßen eine Tradition vorzuweisen, 2006 gewannen die vier Ringe als erster Hersteller überhaupt die "24 Stunden von Le Mans" mit einem TDI-Boliden. Besser kann man nicht unter Beweis stellen, dass sich Sportlichkeit und Diesel vertragen.


Tadellose Verarbeitung und weitestgehend sehr gut bei der Materialauswahl, dazu modern und voll digital: So präsentiert sich das Interieur des S6.

Und auch im S6, getestet als Avant und mit der fabelhaften Allradlenkung, im S7 mit buchstäblich federweicher Luftfederung "adaptive air suspension" und Keramikbremsen, sowie im SQ5 macht der TDI einen tadellosen Eindruck. 257 kW/349 PS bei 3.850 U/min leistet das Aggregat in Fließheck-Limousine und Kombi, im SUV sind es zwei PS weniger.


Erste Testrunde im neuen Audi S6 Avant mit 3.0 TDI und 349 PS. Fazit: ein bärenstarker Typ, der wegen des Dieselmotors das Fanlager spalten wird.

Und die Preise? Der SQ5 TDI, der für Sommer 2019 angekündigt ist, wird mindestens 67.750 Euro kosten. Für S6 TDI verlangt Audi mindestens 76.500 Euro - das ist dann die S6 Limousine. Der Avant ist 2.500 Euro teurer. Der S7 Sportback TDI kostet mindestens 82.750 Euro.


Schöner Sportler: der neue Audi S7.

Alle drei Diesel-Modelle könnten faktisch sportlich ambitionierte Fahrer begeistern. Die Straßenlage ist top, das verschärfte Design mit einem markanter gezeichneten Kühlergrill, exklusiven Felgen, speziellen Auspuffanlagen und diverse andere Details - je nach Modell - sind einem S-Modell würdig, wäre da nicht der Kopf: und in dem schwirrt das "TDI" umher. Obwohl die Autos in fünf Sekunden Tempo 100 knacken und 250 km/h schnell sind.


Regen ist nicht des Sportfahrers Wetter. Dank serienmäßigem Allrad und optionaler Keramikbremsen kann der Audi aber auch bei ungemütlichen Bedingungen viel Sicherheit ausstrahlen.

Audi nennt natürlich gute Gründe für die Diesel-Entscheidung, unter anderem Effizienz - 6,2 bis 6,8 Liter Durchschnittsverbrauch sollen es sein - und damit weniger CO2-Ausstoß. Helfen soll dabei ein elektrisch angetriebener Verdichter, der mit bis zu 70.000 Umdrehungen pro Minute 2,4 bar Druck erzeugt. Gespeist wird dieser von einem 48-Volt-System, das während der Fahrt die Wandlerautomatik "neutral" schalten kann und segeln erlaubt. Solche Details sind es, mit denen man künftig auch bekennende Kunden sportlicher Autos überzeugen muss - und das macht Audi sehr gut.


Fein, fein: abgestepptes Leder und S-Symbol in den gut passenden Sportsitzen, hier im S7.


Am Infotainment und virtuellen Cockpit, in dem für S6 und S7 ein neues Design mit zentralem Drehzahlmesser als digitalem Balken erdacht wurde, gibt's natürlich nichts zu rütteln, ebensowenig an der Materialauswahl und der Verarbeitung - alles erste Sahne. Und alles Nebensache.


Auch der SQ5 macht im Sportdress eine richtig gute Figur.

Audi hat es geschafft, dass jeder bei den neuen S-Modellen zuerst über den Motor redet. Und nicht über Spielereien im Cockpit, über Bits, Bytes und Pixel. Da sollte doch jedem Auto-Fan das Herz aufgehen. mid/Mst Bildquelle: Audi Bildquelle: Mirko Stepan / mid

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