Mercedes-AMG A 45 S: Carven statt Kurven

| 10.08.2019


Mit dem A 45 und dem CLA 45 kommen zwei neue Spitzensportler auf den Markt, jeweils in zwei Varianten. Und ein drittes Modell ist schon in Sicht. Der CLA Shooting Break. Während wir erstere schon auf der Rennstrecke von Jarama bei Madrid testen durften, konnten wir den Kombi erst einmal nur in Augenschein nehmen.

Es ist schon fast unvorstellbar, dass man aus einem vergleichsweise kleinen 2,0-Liter-Motor so viel Leistung heraus kitzeln kann. 387 PS sind es im "normalen" Modell, wenn man bei diesen Daten überhaupt noch von normal sprechen kann. Die besonders sportliche S-Variante bringt 421 Pferdestärken (und damit 40 mehr als der Vorgänger) auf die Straße. Für die Statistiker: das sind 210 PS pro Liter Hubraum - damit bewegt man sich im Kreis der Supersportwagen. Dass die beiden A 45er damit in 4,0 respektive 3,9 Sekunden überfallartig die magische Tempo-100-Marke erreichen, ist dann schon kein Wunder mehr.

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Auch ohne Eis und Schnee ist der A45 ein Driftkönig, wie man hier an den Reifenspuren auf der Teststrecke in Jarama sieht.

Bemerkenswert ist dabei die Kraftentwicklung des Aggregats. Der Drehmomentverlauf wurde an die Leistungsentfaltung eines Saugmotors angepasst. Daimler nennt das "Torque Shaping". Und so wird das maximale Drehmoment von 500 Nm im S-Modell erst zwischen 5.000 und 5.250 U/min erreicht. Die Drehfreude endet dabei erst bei 7.200 U/min und unterstreicht damit den Sportwagencharakter.

Bei den ersten Testfahrten auf den Landstraßen rund um die spanische Hauptstadt fühlt sich das zwar schon ganz gut an. Aber so richtig ausfahren kann man diese Power, die der AMG mit einem Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe und einem serienmäßigen Vierradantrieb auf den Asphalt bringt, erst auf der Rennstrecke.

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Ein Cockpit ganz für den Fahrer: Wie immer bei AMG fühlt man sich hier eher wie ein Flugzeug-Pilot als wie ein Autolenker.

Beispielsweise auf dem Formel-1-Rundkurs von Jarama. Die schiere Kraft des A 45 spürt man erst, wenn der kompakte Kraftmeier auf vier Rädern aus der letzen Kurve in die lange Zielgerade reinsticht und scheinbar mühelos Rennfahrer und Instruktor Bernd Schneider in seinem GT/R nicht nur folgt, sondern sich sogar aufmüpfig an dessen Heck klebt. Man will ja nur spielen...

Was die Konstrukteure in Affalterbach in Sachen Agilität hinlegen, ist eine ganz spezielle Sache, etwas wirklich Neues. Damit meinen wir nicht die Drehmomentverschiebung zwischen Vorder- und Hinterachse. Geschenkt, das ist ein alter Hut! Dass die Kraft aber unterschiedlich auf die einzelnen Hinterräder übertragen wird, um das Kurvenverhalten nachdrücklich zu verbessern, ist schon eher selten.

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Ganz in Gelb macht der A45 wirklich eine gute Figur: Die Farbe setzt sich innen bei den Leder-Applikationen fort.

Im neuen A45 AMG heißt es nun: Carven statt nur rumkurven. Das ist so, wie wenn man beim Skifahren einen eng gesteckten Slalom fährt und den Po beim Einfahren in die Rechtskurve links herausschiebt. Und andersherum. Das Heck haut es durch die unterschiedliche Kraftentfaltung regelrecht um die Kurvenachse.

Möglich macht das ein völlig neues Hinterachsgetriebe. Es enthält zwei elektronisch gesteuerte Lamellenkupplungen, die jeweils mit einer Antriebswelle verbunden sind. Dadurch kann die Antriebskraft stufenlos zwischen den beiden Hinterrädern verteilt werden. Das sorgt für jederzeit optimalen Grip auch bei nassen Straßenverhältnissen und hilft wie oben beschrieben bei extremen Kurvenfahrten.

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Für echte AMG-Fans kann es nur einen geben: Der A45 (r.) ist ein wenig direkter und härter abgestimmt als der CLA.

Quasi als Abfallprodukt haben die Ingenieure daraus den Drift-Mode abgeleitet. Erstmalig kann man auch ohne Aquaplaning oder Eis formvollendete Powerslides hinlegen. Einmal quer durch die Kurve schleudern. Klasse! Der Drift-Mode dürfte für die Reifen-Industrie ein Segen und, wie man hört, im Nahen Osten, dort, wo das Geld nur so aus der Erde sprudelt, ein echtes Verkaufsargument sein. Als der Instruktor mit einem gewaltigen Anlauf das Auto um die eigene Achse dreht und mit einem Powerslide auf der anderen Straße einparkt, macht sich das unvernünftige Gefühlt breit: Haben wollen.

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Wo Rauch ist, da ist auch Feuer: Und Feuer haben die neuen AMG-Modelle allemal, 421 PS in der S-Variante.

Dass diese "Mit-allem-und-scharf-A-Klasse" auch noch gut aussieht, ist den Designern zu verdanken. Die haben aus der Vorgabe "Form follows Function" das Beste gemacht. Weil der Motor viel Luft braucht, sind etwa die Lufteinlässe in der Frontschürze extrem gewachsen. Sie wirken wie gefräßige große Mäuler und passen zur ausgeprägten und scharf geschnittenen Shark Nose, der Hainase. Zum ersten Mal in der Kompaktklasse gibt es auch die vertikalen Streben im Kühlergrill. Ein klares Zeichen, dass dieser A 45 ein echtes Mitglied der AMG-Familie ist. So wie der CLA, den es auch in der scharfen Variante gibt, der aber ein wenig weicher und komfortabler abgestimmt wurde. Und dann kommt ja noch der Shooting Brake dazu, der Kombi. Eine schrecklich schnelle Familie. Zu haben ab knapp unter 60.000 Euro.

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Wer sich einen CLA45 AMG gönnt, sollte sich auch die Rennstrecke gönnen. Erst dort kann man die Wuchtbrumme richtig ausfahren.

Technische Daten Mercedes-AMG A 45 S 4MATIC+
Fünftüriger, fünfsitziger Kompakter, Länge/Breite (ohne Außenspiegel)/Höhe/Radstand in mm: 4.693/1.857/1.413/2.729, Leergewicht (EU): 1.675 kg, Zuladung: 470 kg, Kofferraumvolumen: 460 l, Tankinhalt: 51 l, Preis: ab ca. 60.000 Euro.

Antrieb: Vierzylinder-Reihenbenziner, Hubraum: 1.991 ccm, Leistung: 310 kW/421 PS bei 6.750 U/min, max. Drehmoment: 500 Nm bei 5.000 - 5.250 U/min, DCT 8G Doppelkupplungsgetriebe, Beschleunigung 0-100 km/h: 3,9 s, Höchstgeschwindigkeit mit AMG Drivers Package: 270 km/h, Allradantrieb, Normverbrauch (EU-Zyklus) abhängig von der Bereifung: 8,3 - 8,4 l Super/100km, CO2-Emission: 189 - 192 g/km, Schadstoffklasse: Euro 6d-Temp. mid/rubö Bildquelle: Daimler






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