Darf es ein SUV sein oder doch lieber ein Jeep?

| 17.05.2020


Im Gelände hat er es drauf. Aber wie fährt sich dieses SUV aus dem FCA-Konzern im Alltag, fernab von Rüttelpisten und Schlammwegen? Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat es ausprobiert.

Den ersten Punkt gibt es, wenn man hinter dem Lenkrad Platz nimmt. Auch ohne Kameras hat man sein Auto gut im Überblick. Fahren, rangieren - kein Problem. Fühlt sich vertraut an. Gar nicht so, als ob man in einem ganz neuen Wagen sitzt. Übersichtlich und praktisch ist das Cockpit. Drehzahlmesser links, Tacho recht, der kleine Monitor dazwischen verrät alle wichtigen Fahrdaten.

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Zwischen dem Cherokee und dem Renegade ist der Compass angesiedelt. Beim Exterior-Design bekommt der Jeep die Note 1 von mid-Autor Rudolf Bögel.

Das schönste Gimmick ist sicher der kleine Willys-Jeep, der im Display auftaucht, wenn man den Abstandshalter einschaltet. Auf dem zentralen 9,4 Zoll großen Bildschirm in der Mitte läuft das übliche Infotainment. Flott gewöhnt man sich an seine Bedienung. Unten drunter sitzen Drehregler für Lautstärke und Klimaanlage. Das Smartphone ist schnell gekoppelt, keine Selbstverständlichkeit bei anderen Herstellern. Und mit Android Auto und Apple CarPlay hat man die Handy-Juke-Box schnell installiert.

So ausgerüstet kann die Testfahrt beginnen. Hauptsächlich über Landstraßen, ein bisschen Stop-and-Go ist auch dabei. Immerhin hat das Testauto zumindest auf dem Papier einen Vierzylinder an Bord. Die 1,4-Liter-Maschine kann man wahlweise mit 140 oder 170 PS bestellen. Von ersterem kann man getrost abraten, weil schon dem 170-PS-Aggregat der Dampf fehlt. Was ein wenig verwundert, denn schließlich sind 170 Pferdestärken kein Pappenstiel. Und auch das Gewicht des Compass liegt mit knapp 1,6 Tonnen jetzt nicht gerade im Schwerlastbereich.

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Kräftig und dynamisch sieht der Compass von hinten aus.

Aber so richtig will der Compass nicht in die Gänge kommen. Zwischen dem Druck auf das Gaspedal und dem Zeitpunkt, bis die Kraft endlich an den Antriebswellen ankommt, vergeht fast eine ganze Sekunde. Vielleicht versumpft die Power in der Zwischenzeit im 9-Gang-Automatik Getriebe?

Oder man hat dem 1,4-Liter Motor einfach zu viel PS abgerungen im Verhältnis zu seiner Größe. Und so muss sich der Compass oft im hohen Drehzahlbereich quälen. Beim Überholen nimmt man folgerichtig schon freiwillig Anlauf.

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Auch bei der Seitenlinie haben die Designer einen guten Job gemacht, die Proportionen sind gefällig aber nicht langweilig.

Das Fahrwerk gehört zur gemütlicheren Sorte. Komfortabel, aber einen Tick zu schwammig. Außer diversen Offroad-Einstellungen für Schnee oder Geröll gibt es nämlich keine weiteren Modi, mit denen man das Fahrwerk schärfer stellen könnte. Und so kreuzt man dann gezwungenermaßen eher entspannt durch die Lande.

Was auch dem Geldbeutel gut tut. Denn dieses SUV genehmigt sich ziemlich viel Benzin. Schon die Werksangaben mit 8,3 Liter Super bewegen sich eher im nicht zeitgemäßen Bereich, der Testverbrauch liegt bei 9,4 Liter.

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Solide und praktisch sieht das Compass-Cockpit. Hartplastik macht das Ambiente aber nicht unbedingt schöner.

Bei den Platzverhältnissen wiederum ist der Compass ein Großer. Vorne sitzt man mehr als bequem, hier muss keiner Angst vor der Langstrecke haben. Auch hinten reicht der Platz für zwei Erwachsene, wenn sie nicht gerade über 1,85 Meter groß sind. Und auch der Kofferraum bietet mit seinen 438 Litern (bei umgeklappter Rücksitzbank 1.268 l) das handelsübliche Niveau.

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Ärgerlich ist der Kofferaumdeckel. Wenn die Ladung tief verstaut ist, gibt's automatisch eine "Kopfnuss".

Gut ist die stille Platzreserve unter dem Ladeboden, gerade dann, wenn man wieder einmal die Einkaufstasche vergessen hat und nicht will, dass Dosen, Gläser und Kohlrabi quer durch das Auto fliegen. Ärgerlich ist die Kofferraumabdeckung, die bei geöffneter Heckklappe nicht weit genug nach oben schwingt. Bei jedem Versuch, tiefer verstaute Gegenstände zu holen, gibt's eine schmerzhafte "Kopfnuss".

Das mid-Fazit: Der Compass punktet bei Optik und Platzangebot. Der 170-PS-Benziner klingt nur auf dem Papier gut, ist aber schwach auf der Brust. Beim Preis (den Allradler mit Limited-Ausstattung gibt es ab 36.600 Euro) liegt man ein wenig höher als die Konkurrenz. Wer statt eines handelsüblichen SUVs lieber einen Jeep mit Kult-Faktor fahren möchte, ist mit dem Compass gut bedient

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Die Ausstattungsvariante Limited (in weiß) wird nur noch vom Geländespezialisten Trailhawk (rot) übertroffen.


echnische Daten Jeep Compass Limited 1,4l Multi Air 4x4

- Länge / Breite / Höhe: 4,39/1,82/1,62 Meter
- Hubraum: 1.368 ccm
- Leistung: 170 PS bei 5.500 U/min
- Drehmoment: 250 Nm bei 2.500 U/min
- Getriebe: 9-Gang-Automatik
- Antrieb: Allrad
- Leergewicht 1.615 kg
- Kofferraum 438 - 1.269 l
- Höchstgeschwindigkeit:200 km/h
- Beschleunigung: 0 - 100 km/h 9,5 s
- Normverbrauch: 8,3 l Super
- CO2-Ausstoß: 190 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d temp
- Preis: ab 36.600 Euro mid/rubö Bildquelle: Motor-Informations-Dienst (mid)




Bildquelle: FCA

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