Hyundai Tucson: Komfortable Reisekutsche

| 19.10.2020


Gerade beim Autokauf spielen Gegensätze eine entscheidende Rolle. Die genaue Kenntnis des persönlichen Anforderungsprofils ist wichtiger als vollmundige Werbeversprechen, Überredungskunst des Verkäufers oder verfehlter Rat von Außenstehenden. Denn letztlich ist es frustrierend, wenn man erst nach dem Erwerb eines Wagens merkt, dass es die falsche Wahl war.

Wem es mehr um einen langstreckentauglichen Reisewagen mit gutem Platzangebot geht als um einen kleinen Stadtflitzer, der sollte sich den Hyundai Tucson mal näher ansehen. Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat ausprobiert, mit welchen Qualitäten der aktuelle Tucson punkten kann, der zum Jahresende 2020 von seinem Nachfolger abgelöst wird. Konkret geht es um die Version mit dem 1,6-Liter-Diesel mit 136 PS und Mildhybrid-Technik sowie Allradantrieb (HTRAC).

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Kein Alteisen: Der 2020 auslaufende Hyundai Tucson ist optisch keineswegs in die Jahre gekommen.

Dieser Motor ist alles andere als ein "alter Hund". Denn die Mild-Hybrid-Technik mit 48 Volt ist erst seit Frühjahr 2019 an Bord. Der Trick: Der Startergenerator speist beim Bremsen, Bergabfahren oder Ausrollen eine eigene Batterie mit der Kapazität von 0,44 Kilowattstunden. Diesen Speicher nutzt der Generator, um dem Verbrennungsmotor beim Beschleunigen mit einer zusätzlichen Leistung von bis zu zwölf Kilowatt zu unterstützen. Zusammen mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb kann der maßvolle "Boost" das mittelgroße SUV mit seinen rund 1,8 Tonnen Leergewicht immerhin in zwölf Sekunden auf Tempo 100 treiben.

Damit liefert der Antrieb zwar keinen Wert, der dazu motiviert, sich sportliche Herausforderungen zu suchen. Aber diese Konstellation ist gut geeignet, um gelassen zu Gleiten. Zumal sich das maximale Drehmoment mit 320 Newtonmetern (Nm) bereits ab Motordrehzahl 2.000 pro Minute voll entfaltet. So halten sich Verbrauch und Geräuschpegel mit niedriger Tourenzahl in Grenzen. Wer den Prospektwert von 6,2 Litern Diesel je 100 Kilometern erreichen will, muss schon mit einem sehr zarten Gasfuß unterwegs sein. Beim mid-Test im gemischten Betrieb flossen bei dieser Distanz 6,5 bis 7,6 Liter in die Brennräume.

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Farbwahl: Das "Knackblau" gehört in der Premium-Version zu einer der ganz wenigen aufpreispflichtigen Optionen.

Apropos Geräuschpegel: Auch bei Autobahntempo 130 brüllt der Motor nicht in den Innenraum, um jedes Gespräch zu übertönen. Auch diese Eigenart hat bei einem Reisewagen mit wohltuendem Komfort zu tun. Das allein würde jedoch nicht ausreichen. Aber der Tucson liefert brav: Die Reisegesellschaft kann sich - auch auf den hinteren Plätzen - über ein großzügiges Raumgefühl freuen. Die Hinterbänkler schätzen es sicher zudem, dass sie die Lehnen des Gestühls (Aufteilung im Verhältnis zwei Drittel zu einem Drittel) in der Neigung verstellen können.

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Optische Dynamik: Die aufsteigende Seiten- und Fensterlinie verleiht dem SUV ein agiles Aussehen.

Die Eckwerte des Kofferraumvolumens gibt Hyundai von 513 bis 1.503 Liter an: Maße, die einem Reisemobil zur Ehre gereichen. Schade, dass das Gepäck um über 70 Zentimeter angehoben werden muss, um den Weg in das Frachtabteil zu finden. Ein Manko, das allerdings den meisten Autos aus dem SUV-Segment eigen ist. Der verstellbare Ladeboden fällt wegen der Hybridbatterie, die unter dem Kofferraumboden eingebaut ist, weg. Über das nicht angebotene Trenn-Netz für Ladungssicherung sollte Hyundai noch einmal nachdenken. Wenigstens sind Sicherungsösen vorhanden.

Und wie fährt sich der Tucson? Er hat ein komfortables Fahrwerk, dass sich selbst bei Kopfsteinpflasterstraßen nicht aus dem Konzept bringen lässt. Die Lenkung könnte in der Geradeausstellung einen Schuss mehr Präzision vertragen, dagegen lassen sich Kurven zielgenau anvisieren und durchrunden. Mit dem Drive-Mode Schalter ist die Lenkung zwar mit der Auswahl "Sport" noch etwas zu schärfen, allerdings wird damit auch das Getriebe beeinflusst, sodass die Fuhre dann zwingend mit höheren Drehzahlen unterwegs ist.

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Der Berg ruft: Für den Tucson gibt es einige Varianten mit Allrad-Antrieb.

Hervorzuheben sind die zahlreichen Fahrer-Assistenz-Systeme, die Hyundai anbietet. Sie sind in der getesteten Ausstattungsvariante "Premium" mit nur einer Ausnahme allesamt serienmäßig nutzbar. Gerade auf längeren Strecken ist die Kombination aus adaptiver Geschwindigkeitsregelung, aktivem Spurhalte-Assistent, Verkehrszeichenerkennung und Aufmerksamkeits-Assistent unschlagbar.

Das bordeigene Navigationssystem sorgt in Einzelfällen für irritierende Kurzweil. Warum es dem Fahrer empfiehlt, die Autobahn an einer seit Wochen gesperrten Ausfahrt zu verlassen, um im nächsten Kreisverkehr dann zu wenden und wieder auf die Autobahn zurückzukehren, bleibt kryptisch. Dieser Eigensinn lässt vermuten, dass sich der Wagen zwischendurch mal eine Kaffeepause neben der Autobahn gönnen will. Mit etwas Nervenkraft lässt der Pilot die verbotene Ausfahrt gnadenlos rechts liegen und fährt einfach weiter.

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Aufgeräumte Stube: Das unaufgeregt schlicht gehaltene Interieur wird in der N-Line durch rote Steppnähte aufgepeppt.

Sieht man von dieser augenzwinkernden Charakterschwäche des Tucson ab, dann eignet er sich durchaus als komfortable Reisekutsche. Wer sich dennoch mehr Temperament wünscht, greift lieber zum 2,0-Liter-Diesel-Hybrid mit 185 PS. Warum also auf das neue Modell warten? Zumal bis zum Jahresende (2020) die auf 16 Prozent gesenkte Mehrwertsteuer mit fest eingebautem Rabatt lockt.

In der bereits gut ausgestatteten Version "Trend" ist der Tucson aktuell für 34.044 Euro zu haben. Der Testwagen in der Variante "Premium" kostet 40.161 Euro. Da ist dann wirklich (fast) alles drin. Als Extrakosten obendrauf gibt es den Posten Metallic-Lack für 595 Euro und die adaptive Geschwindigkeitsregel-Anlage und Stopp-Funktion für 341 Euro. Und sollte der Händler gerade für das neue Modell Platz schaffen wollen und sein Lager deswegen räumen, dann müssen die genannten Preise auch nicht das letzte Wort sein.

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Diskrete Botschaft: Der unauffällige HTRAC-Schriftzug unter dem Rückstrahler weist auf den Allradantrieb hin.

Technische Daten Hyundai Tucson

- Länge / Breite / Höhe: 4,48 / 1,85 / 1,65 Meter
- Motor: Vierzylinder Turbodiesel mit Mildhybridtechnik (48 Volt)
- Hubraum: 1.598 ccm
- Leistung: 100 kW/136 PS bei 4.000 U/min
- max. Drehmoment: 320 Nm bei 2.000-2.250 U/min
- Getriebe/Antrieb: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe/Allradantrieb
- Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 12 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
- Normverbrauch je 100 km nach WLTP: 6,2 l Diesel
- CO2-Emissionen nach WLTP: 162 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-TEMP-EVAP-ISC
- Preis: ab 24.204,03 Euro (1,6 GDI SELECT mit 132 PS) mid/brie Bildquelle: Hyundai






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