Fahrbericht Lada Granta: Neuer Anlauf mit Ansage

| 24.02.2014


Visitenkarte
Lada Granta 1.6, jüngste Stufenheck-Limousine der Marke, viertüriger Kleinwagen (Testwagen mit optionaler Autogasanlage)

Abmessungen/Gewicht
Länge/Breite/Höhe (Meter): 4,26/1,70/1,50
Leergewicht/zul. Gesamtgewicht (kg): 1.135/1.535
Gepäckraumvolumen: 480 Liter
Tankinhalt: 55 Liter

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Motorisierung/Getriebe
Motor: Vierzylinder-Benziner, Multipoint-Einspritzanlage (Bosch), 1.596 ccm
Max. Leistung: 64 kW/87 PS bei 5.100 U/min
Max. Drehmoment: 140 Nm bei 3.800 U/min
Kraftstoffverbrauch nach NEFZ (kombiniert): 6,6 1 l/100 km
CO2-Emission: 150 g/km
Beschleunigung von null auf 100 km/h: 11,8 s
Höchstgeschwindigkeit: 168 km/h
Fünfgang-Handschaltgetriebe
Frontantrieb
Preis: 8.990 Euro (Basisausstattung Granta Norma)
Testwagen (mit optionaler Ausstattung): 12.150 Euro

Ausstattung
Festhalten für die Nachwelt wird die Lada-Chronik, dass das Unternehmen seit Aufnahme der Automobilproduktion mit einer Lizenzfertigung des Fiat 124 im Jahre 1971 so manche Turbulenz zu überstehen hatte; zuletzt ausgelöst vom Zerfall der Sowjetunion. Ladas jüngste Stufenheck-Limousine (Modell 2190), Ende 2011 in Produktion gegangen, lässt vermuten, dass es bei der russischen Marke nun in geordneten Bahnen vorangeht, offenbar allerdings in kleinen Schritten. Orientierung blieb, sich mit Autos Marke Lada außerhalb Russlands unter die Billigangebote zu mischen. Der Neue baut auf der Plattform des Vorgängers Kalina auf. Mit dem Nachfolger Granta nimmt Lada gewissermaßen neuen Anlauf. Einige der bisherigen Kritikpunkte, die Verarbeitungsqualität und die grundsätzliche Sicherheitsausstattung betreffend, wurden „abgearbeitet". Der Testwagen präsentierte sich mit ABS plus Bremsassistent, elektronischem Stabilitätsprogramm (ESC/ESP), Isofix-Kindersitzbefestigungen, Tagfahrlicht, Lenkradhöhenverstellung, elektrischen Fensterhebern vorn, Bordcomputer, Leichtmetallfelgen. Die angekündigte Zentralverriegelung hatte der Testwagen noch nicht. Dafür kamen als Aufpreisoptionen dazu: Metalliclack (400 Euro), Radioanlage (400 Euro) und eine Autogasanlage (2.350 Euro).

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Gestaltung und Elemente des schlichten, durchaus aber mit Bedacht gestalteten Cockpits lassen Anleihen beim Kooperationspartner Renault-Nissan erkennen. Mit schwarzem Metalliclack gab die Außenfarbe des Testwagens offenbar gleich das durchgängige Schwarz seines Innenlebens vor. Einzige Glanzpunkte der pechschwarzen Plastik-Anmutung sind das winzige Lada-Markenzeichen in Chrom auf dem Lenkrad, der blanke Lautstärkeregler des (optionalen) Radios und die mattsilbernen Einfassungen von Tachometer und Drehzahlmesser. Fürs Auge biete das Cockpit eher nichts, es zählt rein Praktisches. Zurechtfinden kann sich der auf einen Granta umsteigende Fahrer im Nu. Keine Taste, kein Drehregler gibt Rätsel auf. Lediglich der gekonnte Umgang mit der nachgerüsteten JVC-Radioanlage verlangt Trainingseinheiten. Auffällige Vorsorge: jede Menge Ablagen, insbesondere kleinere. Dafür wurden die Kleiderhaken, die eigentlich nichts kosten, vergessen.

Platz- und Sichtverhältnisse
Selbst von einem Kleinwagen wird heute ausreichender Platz auch für Großgewachsene erwartet. Der Granta erfüllt solche Erwartung. Das Lenkrad lässt sich allerdings nur in der Höhe einstellen. Vier Erwachsene kommen im russischen Kleinwagen ganz gut unter, einer fünften Person bleibt der enge Mittelplatz im Fond mit eingeschränktem Platz für die Füße (Tunnel). Das ist bei der einen oder anderen größeren Limousine nicht anders. Nur wenn Langbeinige die Vordersitze bis zum Anschlag nach hinten schieben, reduziert sich die Kniefreiheit von Fondpassagieren auf ein Minimum. Die Sitzpolster vermitteln Bequemlichkeit, ihre Kontur vernachlässigt die Stützfunktion. In Ordnung geht die Rundumsicht. Allerdings ist das definitive Ende des Stufenhecks beim Blick zurück über den Innenspiegel trotz der großen Heckscheibe nur zu ahnen. Die Seitenscheiben lassen sich nicht völlig versenken. Zum Vergrößern des Gepäckraums kann die einteilige Rückbank umgelegt oder nach Lösen zweier gut zugänglicher Schrauben auch ausgebaut werden.

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Motor, Kraftstoffverbrauch
Mag die zahlenmäßige PS-Ausbeute des Granta auch bescheiden anmuten - für einen Kleinwagen reicht sie absolut aus. Falsch wäre die Schlussfolgerung, dass die Russen mehr Power wohl nicht zustande bringen. Schließlich existiert eine Sportversion Lada Granta Sport (mit Überrollkäfig und Recaro-Sitzen!). Deren 1.6-Turbomotor gibt 240 PS ab und beschleunigte das Auto in 5,5 Sekunden auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 219 km/h!

Leistung und Drehmoment des Granta der Großserie (ein Hit in Russland!) lassen das kleine, aber nicht gerade leichte Auto erstaunlich zügig vorankommen, wenn man vor dem Wechsel in den nächst höheren Gang der offenkundigen Drehfreude des Vierzylinders freien Lauf lässt. Die Gänge werden willig angenommen, das Arbeitsgeräusch des Motors ist präsent, aber nicht nervig. Es verliert sich nach betonten Beschleunigungsphasen in Roll- und Windgeräuschen. Zur Untermalung der aufgenommenen Fortbewegung machte beim Beschleunigen und beim Abtouren das Getriebe vernehmbar singend auf sich aufmerksam.

Gefahren wurde der Testwagen grundsätzlich mit Autogas, solange der Gastank in der Reserveladmulde nicht leer war. Beim Fahren mit Super-Benzin reichte der Verbrauch unter innerstädtischen Einsatzbedingungen an 8 l/100 km heran. Ging es über Land, pendelte der Verbrauch zwischen sechs und sieben Litern. In Nähe der Höchstgeschwindigkeit (laut Tacho fast 180 km/h) ist unter 10 l/100 km nichts zu machen.

Als Dauer-Sparangebot erwies sich die (optionale) Autogasanlage an Bord des Testwagens. Autogas verlängert die Gesamtreichweite erheblich und reduziert die Kraftstoffkosten deutlich. Weil ein Liter Autogas nur etwa die Energiedichte von 0,8 Liter Benzin hat, ist der Gasverbrauch in Litern pro 100 Kilometer allerdings etwas höher; angenommen neun Liter Gas statt acht Liter Benzin pro 100 Kilometer. Ein Liter Flüssiggas kostete im Testzeitraum durchschnittlich 76 Cent. Ausrechnen lässt sich, nach wie vielen Kilometern sich eine Autogasanlage amortisiert. Vielfahrer profitieren vom Investitionsaufwand schneller.

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Fahrverhalten
Einem Lada geht der Ruf voraus, robust zu sein. Das Urteil bezieht sich vor allem aufs Fahrwerk, das natürlich zuerst mit „heimatlichen" Überraschungen russischer Straßenverhältnisse fertig werden soll. In der Tat steckt das Fahrwerk des Granta auch weg, was mit Straßenbau kaum mehr etwas zu tun hat. Entsprechende Prüfungen quittierte der Testwagen im Inneren weder mit Knarz- noch mit Klappergeräuschen. Auslöschen kann das Kompliment jedoch schon eine nicht hundertprozentig geschlossene Scheibe auf der Beifahrerseite, weil sie dann in ihrer Führung sofort nervig klappernd Spiel bekommt. Kleine Ursache - große Wirkung. Das Fahrwerkskonzept - vorn McPherson-Federbeine, hinten eine Multilenkerachse - beschert durchaus angemessenen Fahrkomfort. Die untersteuernden Ambitionen eines Fronttrieblers gibt's gratis dazu. Nicht frei von Antriebseinflüssen ist die Lenkung. Auch reagiert sie nicht so präzise, wie man sich's wünschte. Noch eine Auffälligkeit, an die man sich jedoch schnell gewöhnt: Beim Tritt aufs Bremspedal fühlt es sich an, als setze die volle Wirkung der Bremsen (vorn innenbelüftete Scheiben-, hinten selbst nachstellende Trommelbremsen) erst mit leichter Verzögerung ein.

Fazit
Der russische Kleinwagen Granta will offenkundig nicht mehr sein als ein Auto, dessen Ausstattung bescheidenen Ansprüchen genügt. Übertreffen dürfte die allgemeine Erwartung das recht ordentliche motorische Temperament. Doch ein Pkw, für den sich auch gegen Aufpreis keine Klimaanlage ordern lässt, wird es schwer haben, im Sommer Reklame für sich zu fahren. Zudem gibt es an der sich aufbauenden Front der Billigangebote, die von Renaults Schwestermarke Dacia dominiert wird, diverse Verlockungen, die hierzulande für den kleinen Lada heftigen Gegenwind bedeuten. Doch etwas Sympathisches, was der eine oder andere mag und was sich mit der Zeit ganz individuell erfahren lässt, ist letztlich an jedem Auto zu entdecken. Auch am neuen kleinen Lada Granta. (news2do.com/Wolfram Riedel)


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Auto News von campino89
Autor: Yannik Maier