Honda Clarity Fuel Cell: Leider nicht für uns

| 18.05.2017


Was eint Hyundai, Toyota und Honda? Alle drei Marken haben funktionierende Automobile im Angebot, die elektrisch angetrieben werden und ihren Energiebedarf von einer Brennstoffzelle an Bord bedienen lassen. Auch Daimler, GM und der VW-Konzern werkeln am so charmanten Verfahren zur Stromerzeugung, bei dem Wasserstoff mit Sauerstoff reagiert und dabei elektrischen Storm erzeugt. Honda sieht den Vorteil der Brennstoffzelle auf der Langstrecke, wenn Ladezeiten für Batteriefahrzeuge unakzeptabel werden und die Zahl der freien Ladesäulen ebenfalls nicht ausreicht. "Außerdem", so Thomas Brachmann, Gruppenleiter in der Forschung und Entwicklung bei Honda in Europa, "Soviel Kupferkabel können wir kaum verlegen, damit auf jeder Autobahnraststätte ausreichende Ladekapazitäten für Elektroautos geschaffen werden."

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Fährt wie ein großer: Komfortabel und leise schafft das Honda-Brennstoffzellenauto bis zu 650 Kilometer Reichweite.

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Länge läuft: Mit fast fünf Meter bietet der Brennstoffzellen-Honda reichlich Platz für Passagiere und einen gerade noch ausreichenden Kofferraum.

Nachdem Honda bereits im vorigen Jahr verkündet hatte, dass bis 2025 zwei Drittel aller Automobile der Marke einen elektrischen Antrieb haben werden, besteht Handlungsbedarf. Nicht allein Plug-in-Hybridwagen oder reine Stromer sollen dieses Volumen garantieren, auch die Brennstoffzellen-Autos werden eine Rolle spielen. Seit geraumer Zeit schon versucht sich Honda beim Balance-Akt zwischen Betriebssicherheit und Leistungsfähigkeit, beides erfordert großen technischen Aufwand. Denn Wasser, das bei der chemischen Reaktion in der Brennstoffzelle entsteht hat die Unart, bei Temperaturen unter Null Grad Celsius einzufrieren. Selbst im Flachland und in gemäßigten Klimazonen setzt Väterchen Frost dem Wasserstoffbetrieb ein frühes Ende. Wenn nicht viele kluge Köpfe Systeme ersonnen hätten, die für einen reibungslosen Betrieb bis minus 20 Grad Celsius sorgen. Auch die Speicherung des gasförmigen Wasserstoffs will gelernt sein. Unter 700 bar Druck wird er in hochfeste Tanks gepresst, fünf Kilogramm reichen dann im Fall des Honda-Derivats Clarity Fuel Cell für eine Fahrstrecke von bis zu 650 Kilometer.

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Typisch Honda: Ein hohes Heck mit auffälligen Rückleuchten.

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Gute Sicht: In der niedrigen Front sind LED-Matrix-Scheinwerfer eingebaut.

Dieses Auto bietet die japanische Marke im Heimatland und in den Vereinigten Staaten als Leasingmodell zum hochsubventionierten Schlagerpreis an. Umgerechnet 2.617 Euro Einmalzahlung danach 337 Euro Leasingrate über 36 Monate kostet der Stromer für die große Ausfahrt. Dazu gibt es einen Tankgutschein über 1.368 Euro, der für rund 150 Kilogramm Wasserstoff-Einkauf reicht, der wiederum eine Gesamtfahrtstrecke von fast 20.000 Kilometer ermöglicht. In den beiden 117 und 24 Liter großen Tanks wird der Sprit beim Tanken in kaum mehr als drei Minuten gespeichert. In Amerika sollen 250 Clarity Fuel Cell in einem Jahr auf den Markt kommen, in Japan sind 150 Einheiten geplant. Die verschwindend geringen Stückzahlen bedingt nicht mangelnde Nachfrage sondern die aufwändige Produktionstechnik. Die Brennstoffzelle, ein sogenannter "Stack", in dem Honda 358 einzelne Zellen zusammenbaut, ist der Flaschenhals der Fertigung. Drei dieser Stacks entstehen zur Zeit am Tag.

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Drei Minuten zum Verweilen: Wenn die Station funktioniert, sind nach dieser Zeit fünf Kilogramm Wasserstoff getankt.

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Wert auf Design gelegt: Der Clarity soll auch im Innenraum Hoffnung auf die Zukunft wecken

Der Clarity Fuel Cell hat das Format einer gestandenen Limousine. Auf 4,92 Meter Länge finden vier Passagiere mehr als komfortabel Platz, fünf reisen immer noch anständig. Im Vergleich zum Vorgängermodell hat der aktuelle Brennstoffzellen-Honda um sechs Zentimeter zugelegt, in der Breite ist er um drei Zentimeter auf 1,88 Meter gewachsen. 334 Liter Gepäck passen in den Kofferraum, das ist kein allzu schlechter Wert. Das gute Raumangebot resultiert aus dem kompakter gewordenen Stack, der samt Leistungselektronik und Antriebsmotor unter der Haube vorne Platz findet. Die E-Maschine leistet 130 kW/174 PS und 300 Newtonmeter maximales Drehmoment bis 3.500/min. Sie beschleunigt den rund 1.800 Kilogramm schweren Clarity in neun Sekunden von 0 auf 100 km/h und erlaubt eine Höchstgeschwindigkeit, die bei 165 km/h abgeregelt ist. Die Reichweite gibt Honda mit 650 Kilometer an.

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Zwei unterschiedlich große Tanks im Heck speichern bei 700 bar Druck fünf Kilogramm Wasserstoff.

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Sauberes Herz: Die komplette Antriebseinheit aus Brennstoffzellen-Stack, E-Motor und Elektronik passt unter die vordere Haube.

Das Nachtanken stellt noch überall ein großes Problem dar. In Japan und den USA entsteht zur Zeit ein Netz, das weite Reisen möglich machen soll. Bei uns gibt es aktuell 26 Wasserstoff-Tankstellen, in Betrieb sind allerdings weniger als 20. Bis Ende des Jahres soll die Gesamtzahl jedoch auf 50 steigen, dann ließe sich in Deutschland innerhalb von 90 Kilometer Radius eine Zapfstation finden. Der Clarity wird in Deutschland nicht auf die Suche gehen müssen, Honda plant keinen Verkauf des Brennstoffzellen-Autos bei uns. Die Wassertoff-Technik wird wohl in anderen Modellen der Zukunft Einzug halten, vermutlich nicht bei Modellen wie dem Jazz oder dem Civic, deren Kaufpreis dadurch explodieren würde. Eher ist an ein SUV gedacht das emissionsfrei und ohne Sorge um die Reichweiten auf Tour gehen könnte. Wenn es die Fahreigenschaften des Clarity hat, der sanft, leise und dennoch durchzugsstark über die Distanz kommt, wäre das nur zu begrüßen.
mid/mk
Bildquelle: Honda






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