Jeep justiert den Compass neu

| 27.06.2017


Der Name steht unverrückbar für ein Konzept: Jeep - ein Urgestein des Allradantriebs. Das Synonym für Allradantrieb hat sich über Jahrzehnte so fest in die Köpfe eingebrannt, dass daraus die skurrilsten Namenskombinationen entstanden sind. So passiert es immer wieder, dass hochbeinigen Geländewagen anderer Hersteller einfach der Beiname Jeep verliehen wird, obwohl das absolut nicht zulässig ist. So tauchen manchmal Markenschöpfungen wie Toyota-Jeep oder Nissan-Jeep auf, obwohl eigentlich Landcruiser oder Patrol gemeint sind. Kurios dabei, dass es schon seit Jahren selbst im Jeep-Portfolio Versionen gibt, bei denen nur eine Achse angetrieben wird. Wer jetzt glaubt, diese Amputation täte dem Marken-Image des Jeep einen Abbruch, der irrt gewaltig. Das lässt sich an den Verkaufszahlen festmachen, die permanent für den Weg nach oben gepolt sind.

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Die dritte Generation des Jeep Compass hat dank schickem Outfit und moderner Technik das Zeug, endlich erfolgreich zu werden.

So ist es logisch, dass die Macher der Traditionsschmiede jetzt in der besonders schnell wachsenden Klasse der Kompakt-SUV entschlossen nachlegen und den bisher nicht sonderlich erfolgreichen Compass erneuern. Er rangiert zwischen Renegade und Cherokee und trifft als Konkurrent damit zum Beispiel auf den VW Tiguan, der in der Länge nahezu identisch ist. Der Compass gefällt optisch auf Anhieb, weil es ihm geschickt gelingt, die Stilelemente, die seit jeher für einen Jeep typisch sind (Kühlergrill mit sieben Lüftungsschlitzen, trapezförmige Radhäuser), mit modernen Interpretationen zu verknüpfen. Um den aktuellen Zeitgeist im Aussehen zu bedienen, müssen in der Funktionalität bisweilen Abstriche hingenommen werden. So gibt die nach hinten abfallende Dachlinie - sie wird von Jeep mit etwas Übertreibung als "dramatisch" bezeichnet - dem Fahrzeug zwar eine dynamische Spannung, allerdings tun sich groß gewachsene Personen schwer, im Fond erhobenen Hauptes Platz zu nehmen. Das könnte sich mit dem optional angebotenen Sonnendach, das "Open-Air-Freiheit" verspricht - aber den dafür benötigten Einbauraum vereinnahmt - sogar noch verstärken.

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Der Jeep Compass ist fast exakt gleich lang wie ein VW Tiguan.

Eine große Stärke des Compass ist sicher in seiner guten Ausstattung zu sehen, die den Vergleich zu vielen Mitbewerbern nicht scheuen muss. Nicht weniger als 70 Sicherheits- und Schutzfunktionen sind je nach Ausstattungslinie integriert, wobei der Katalog keine Überraschungen bietet, wenn man nach bisher unbekannten Systemen sucht, die es bei der Konkurrenz noch nicht gibt. Nicht tragisch: Der Compass bewegt sich technisch damit auf der Höhe seiner Zeit. Als sehr angenehm in Sachen Bedienung empfindet der Fahrer den großen Bildschirm (Bilddiagonale mit 5, 7 oder 8,4 Zoll), über den viele Funktionen für Navigation, Kommunikation und Infotainment aktiviert werden können. Sicher, er könnte ruhig etwas nach oben angehoben werden, um besser ins Blickfeld zu rücken, übersehen wird man speziell den 8,4-Zöller jedoch keinesfalls.

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Die abfallende Dachlinie des Jeep Compass schränkt die Kopffreiheit hinten ein

Bei der Motorisierung kann der Kunde zwischen zwei 1.4-l-Benzinern mit 140 und 170 PS und drei Diesel mit 1.6 l und 2.0 l auswählen, die 120, 140 oder 170 PS leisten. Die beiden schwächeren Versionen rollen ausschließlich mit Frontantrieb vom Band, die stärkeren Varianten mit Allradantrieb. Wir fuhren den 2-l-Diesel mit 140 PS und der 9-Gang-Automatik, der in dieser Konfiguration nach den Prognosen des Marketings wohl das Rennen im Verkauf machen wird. Sieht man von einer kleinen Anfahrschwäche ab, dann ist diese Motor-Getriebe-Kombination ein ideales Angebot für Kunden, die gern entspannt über Land gleiten wollen. Das kräftige Drehmoment von 350 Nm entfaltet sich bereits bei 1.750 Umdrehungen pro Minute, sodass die Automatik sehr früh hochschalten kann, um Kraftstoff zu sparen.

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Alles drin, alles dran - der Bildschirm könnte einen Tick höher platziert sein.

Das Fahrwerk präsentiert sich als gelungene Mischung aus Komfort und Straffheit. Der Lenkung würde es gut tun, wenn sie eine bessere Rückkoppelung zur Straße liefern würde. Hier macht der Compass keinen Unterschied zu dem meisten Geländewagen im Markt. Und wer soll den Compass kaufen? Er ist sicher ein gutes Angebot, wenn der Kunde ein familientaugliches Auto mit hohem Freizeitwert sucht. Der Gegenwert zum Preis ist reell, zudem liefert der Jeep ein Image, das sich schlecht beziffern lässt. Und nicht zu vergessen: Trotz der steigenden Zulassungszahlen von Jeep bekommt der Käufer ein Auto, das mehr Individualität ausstrahlt als die meisten Konkurrenten. Die Preisliste beginnt bei 24.900 Euro (1.4 MultiAir in der Ausstattungslinie Sport). Wer mehr Ausstattung haben will, greift zu den höherwertigeren Linien Longitude und Limited.

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Der Compass bietet angenehmes Mobiliar, hier die Trailhawk-Version.

Obwohl der 2-Liter-Diesel Limited mit seinem Allradantrieb auch schwieriges Geläuf ohne große Probleme meistert, setzt Jeep für die echten Geländefahrer noch einen drauf: Die Sonderversion "Trailhawk" mit 170 PS ist stärker auf den harten Geländeeinsatz ausgerichtet. Sie ist noch hochbeiniger, hat einen Allradantrieb mit zusätzlicher extremer Untersetzung, fünf statt vier Allrad-Schaltprogramme für die unterschiedlichen Fahrbahnoberflächen, Stoßschutzbleche für die edlen Teile des Antriebs, bessere Böschungswinkel und auffällig rot lackierte Abschleppösen, die sehr gut zu erreichen sind. Sozusagen der Über-Compass.

Ob nun Trailhawk oder nicht: Der neue Compass hat das Zeug dazu, den mäßigen Erfolg seiner beiden Vorgänger vergessen zu machen. Es würde nicht wundern, wenn die künftigen Zuwachsraten bei Jeep auch auf sein Konto gehen. Der Kunde kann ab dem 7. Juli 2017 sein Kreuzchen beim Compass machen.

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Der Trailhawk bietet Allradantrieb mit zusätzlicher extremer Untersetzung und fünf statt vier Allrad-Schaltprogramme für die unterschiedlichen Fahrbahnoberflächen.

Technische Daten:
Jeep Compass 2.0 MultiJet 140 AT AWD Limited
Fünftüriges SUV der unteren Mittelklasse, Länge/Breite/Höhe in Metern: 4,39/1,82/1,63, Leergewicht: 1.615 - 1.816 kg, Zuladung: 316 - 517 kg, Tankinhalt: 60 l, Kofferraumvolumen: 438 (ohne Ersatzrad mit Pannenkit) - 1.251 Liter.
Antrieb: Vierzylinder-Turbodiesel mit Direkteinspritzung, Hubraum 1.956 cm3, Leistung: 103 kW/140 PS bei 4.000/min, max. Drehmoment: 350 Nm bei 1.750/min, 0-100 km/h: 10,5 s, Höchstgeschwindigkeit: 215 km/h, 9-Gang-Automatikgetriebe, Allradantrieb, Durchschnittsverbrauch: 5,2 l Diesel/100km, CO2-Ausstoß: 148 g/km, Preis: ab 35.700 Euro. mid/brie
Bildquelle: FCA






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