Der Golf im mid-Alltagsvergleich: Gegensätze ziehen sich an

| 13.10.2017


Was kann die neue Sportskanone, und kann der Stromer da mithalten? Im Test der e-Golf und der Golf GTI in der siebenten Generation.
Optisch unterscheiden sich die beiden Kompakten bis auf wenige Details nicht. Beide sind auf den ersten Blick als Golf identifizierbar. Der GTI tritt etwas sportlicher mit Tieferlegung, dezenten Spoilern und zwei dicken Auspuff-Rohren links und rechts ins Rampenlicht - er wirkt dadurch bulliger. Durch warme Blau-Akzente, die zwischen der kalt-weißen Lackierung hervorstechen, verrät sich der Elektro-Golf sofort als solcher. Beide tragen ihren Namen gut sichtbar auf der linken Heckseite.

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Der Klassiker unter den sportlichen Kompakten: Der Golf GTI, als "Performance" mit 245 PS.

Auch im Innenraum erkennen wir nur dezente Unterschiede. Natürlich hat der GTI die typischen karierten Retro-Stoffsitze an Bord, im Stromer sind ebenfalls Stoffsitze verbaut, die aber weniger auffällig zum Platznehmen einladen. Dem GTI zeigen wir mit einem dynamischer gestalteten Lenkrad die Richtung. Im e-Golf haben wir ein eher rund gestaltetes Steuer mit leicht abgeflachter Unterkante, beide sind ausgestattet mit einem Multifunktions-Lenkrad. Das gewohnte Volkswagen-Flair spiegelt sich im bedienerfreundlichen Infotainment und der übersichtlich gestalteten Mittelkonsole beider Kompaktwagen gleich wider. Auch das Platzangebot und Kofferraumvolumen mit 340 Litern (e-Golf) und 380 Litern (Golf GTI) unterscheidet sich nur gering

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Mit dem e-Golf hat Volksagen den Kompakt-Klassiker als Stromer im Programm.

Für Komfort und Sicherheit ist bestens gesorgt. Die VW-Zwillinge haben viele kleine Helferlein an Bord, wie beispielsweise Stauassistenten, Parkassistenten, Toter-Winkel-Erkennung und natürlich den gewohnten Komfort der Licht- und Regensensoren. Die optimale Abstandsregelung übernimmt das "ACC", serienmäßig beobachtet der "Front Assist" das Fahrzeugumfeld und erkennt Fußgänger. Der optional erhältliche "Emergency Assist" erkennt eine mögliche Untauglichkeit des Fahrers und übernimmt eine Teilsteuerung des Fahrzeugs.

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Der GTI Performance überzeugt durch seinen kraftvollen Motor - echtes Sportwagen-Feeling im Kompakt-Format.

Doch nun genug zur Theorie, wie sieht die Praxis aus? Wie unterscheiden sich Fahrverhalten und wer ist nun der bessere Golf? In Punkto Leistung unterscheiden sich die beiden Wolfsburger Buben deutlich: Der GTI hat stolze 230 Pferdestärken unterm Sattel, 19 PS mehr als sein Vorgänger. Der Stromer lässt "nur" 136 Pferdchen von den Zügeln. Doch trotz des immensen Unterschieds lässt sich der Wolfsburger Stromer nicht abhängen. Im Elektro-Golf ist sofort Feuer auf der Achse beim Durchtreten des Gaspedals. Da helfen dem Wolfsburger Verbrenner auch seine 94 PS Mehrleistung leider nicht viel weiter. Die 230 Pferdchen machen sich erst nach Umstellung des Fahrmodi im e-Golf und bei hohem Tempo auf der Autobahn bemerkbar. Der Stromer lässt den Fahrer beim Umschalten des Fahrmodus von "Normal" auf "Eco+" leider deutlich den Leistungsabfall spüren - dafür steigt die Reichweite und der Verbrauch sinkt enorm! Insgesamt stehen drei Fahrmodi zur Verfügung: "Normal", "Eco" und "Eco+". Der GTI mit 6-Gang-Schaltgetriebe lässt dem Fahrer da deutlich mehr Spielraum. Bei hoher Drehzahlt brüllt der Reihen-Vierzylinder richtig schön auf und sprintet dem Verfolger im Nu davon. Der Nachteil: Sport macht durstig!

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- Auspuff am Heck, Fehlanzeige! Rund 150 Kilometer schafft der saubere Golf im Alltags-Einsatz.

Nachschub gibt es für beide über den Tankdeckel auf der rechten Fahrzeugseite. In wenigen Minuten an der Tanksäule ist der Golf GTI wieder einsatzbereit, seine Reichweite reicht dann, je nach Fahrweise, für mindestens 400 Kilometer. Der Stromer muss da deutlich länger pausieren, auch wenn man an einer Schnellladesäule Halt macht. Dann dauert es rund 45 Minuten, bis der Akku zu 80 Prozent aufgeladen ist. Am Haushaltsnetz in der heimischen Garage braucht es rund acht Stunden, bis wir für 200 Kilometer Energie getankt haben. Während unserem Alltagstest mussten wir aber leider feststellen, dass diese Angabe recht unzuverlässig ist. Für den Arbeitsweg, den Wocheneinkauf und Familienbesuch legten wir knapp 50 Kilometer im Stadt- und Überlandverkehr zurück, am Ende des Tages zeigte das Display dann nur noch rund 95 Kilometer Reichweite an. Klar konnten wir der GTI-Tanknadel auch beim deutlichen Abfall zusehen, dennoch hat uns die Reichweitenangabe mehr Gefühl von Sicherheit und Präzision gegeben.

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Mit dem Elektro-Aggregat kann der e-Golf auf den ersten Metern problemlos mit dem GTI mithalten - das geht allerdings auf Kosten der Reichweite.

Bleibt festzuhalten, dass Elektromobilität als Antriebsalternative für die Zukunft eine super Lösung sein könnte, auch wenn die fehlenden Motorengeräusche gewöhnungsbedürftig sind und sicher die ein oder andere Tücke im alltäglichen Straßenverkehr mit sich bringen. Leider besteht hier noch viel Handlungsbedarf seitens der Macher. Die Reichweitenangabe ist sehr unzuverlässig, dies bringt Unwohlsein mit sich. Wie verhält sich das Fahrzeug im Winter bei Dauerlicht und Heizung? Sicher ist der Verbrauch dann enorm höher und die tatsächliche Reichweite noch geringer. Als Fahrer eines Stromers muss man sich mit dem Fahrzeug und dessen Eigenschaften genau auseinandersetzen und "mit Köpfchen" fahren, damit beispielsweise das Wiederaufladen durch Bremsen die Reichweitenschwankung auspendelt.

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Gut ablesbare Instrumente und zahlreiche Informationen zum E-System: der Innenraum des e-Golf.

Der e-Golf hat in Sachen alternative Antriebe der Zukunft zwar überzeugt, dennoch kommt er nicht an die aufkochenden Emotionen im PS-starken Verbrenner ran. Jeder PS-Profi wird mit einem breiten Grinsen das Cockpit des Golf GTI verlassen, der Sound überzeugt, der Wagen geht - und er geht sogar sehr gut. Das lässt Herzen höherschlagen.

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Das unten abgeflachte Sportlenkrad, die Alu-Pedale und das typische Karo-Muster der Sitzbezüge sowie der Golfball-Schaltknauf lassen sofort erkennen, dass man im GTI Platz genommen hat.

Technische Daten VW Golf GTI Performance 2,0 TSI:
Fünftürige, fünfsitzige Limousine, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,36/1,80/1,48/2,63 Meter, Leergewicht: 1.387 kg, Kofferraumvolumen: 380 l, Tankinhalt: 50 l.
Motor: Reihenvierzylinder-Turbo, Hubraum: 1.984 ccm, Leistung: 180 kW/245 PS bei 5.000 bis 6.700 U/min, max. Drehmoment: 350 Nm bei 1.600 bis 4.300 U/min, Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h, 0 - 100 km/h: 6,2 s, Normverbrauch: 6,6 l /100 km, CO2-Ausstoß: 150 g/km, Sechsgang-Schaltgetriebe, Preis: ab 32.475 Euro.

Technische Daten VW e-Golf:
Fünftürige, fünfsitzige Limousine, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,27/1,80/1,48/2,63 Meter, Leergewicht: 1.615 kg, Kofferraumvolumen: 340 l; Reichweite (NEFZ): 300 km.
Antrieb: 323 V Lithium-Ionen Batterie, max. Leistung: 100 kW/136 PS bei 3.000 bis 12.000 U/min, max. Drehmoment: 290 Nm bei 0 bis 3.000 U/min, Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h (abgeregelt), 0-100 km/h: 9,6 s, Normverbrauch:12,7 kWh auf 100 km, CO2-Emission: 0 g/km, Batteriekapazität: 35,8 kWh, Norm-Reichweite: 300 km, Eingang-Automatik, Preis inklusive Akkus: ab 35.900 Euro. mid/BB Bildquelle: Thomas Schneider/mid

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Größere Bremsscheiben und der GTI-Schriftzug auf den Bremssätteln unterscheiden den Performance vom Standard-GTI mit 230 PS.






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