Der Kia Stinger setzt den Stachel an

| 17.10.2017


Woran denken Autokäufer, wenn sie den Namen Kia hören? Spontan fällt ihnen meist ein, dass der koreanische Hersteller erfolgreiche Massenprodukte mit guter Qualität liefert und aus dieser Selbstsicherheit heraus eine 7-Jahresgarantie gewährt. Seit sich der Autokonzern den deutschen Peter Schreyer als Chefdesigner vom Volkswagen-Konzern holte und in den Vorstand berief, machte auch das Design überraschend große Sprünge, die den Autos nun ein absolut modernes Aussehen bescheren. Für diese Tugenden möchte Kia auch künftig stehen, aber das jetzt reicht den Managern wohl nicht mehr.

Name: 2278081.jpg Größe: 600x399 Dateigröße: 80865 Bytes
Angriff auf die obere Mittelklasse: Mit dem Stinger schickt Kia eine neue, schicke Sport-Limousine auf die Straßen.

Als Beweis für das Draufsatteln in Sachen Image rollen die Koreaner eine Coupé-Limousine der Mittelklasse aus den Werkshallen, die mit Leistungsdaten aufwartet, die aufhorchen lassen. Und schon rückt die etablierte Leistungsgesellschaft im Premiumsegment in den Fokus, wie BMW 4er, Audi A5 und Infiniti Q50. Nein, man sieht sich speziell zu den deutschen Kraftpaketen von BMW und Audi nicht als Konkurrenz, um dort massenweise Käufer abzujagen. Aber es soll ein klares Signal sein, dass Kia es mindestens genauso gut kann - oder sogar besser. Matthias Troge, Leiter Produktmarketing von Kia Deutschland, fasst das Ziel in knappen Worten so zusammen: "Der Stinger ist als Speerspitze für die Marktentwicklung gedacht, als Aushängeschild für die Marke."

Name: 227809.jpg Größe: 600x400 Dateigröße: 78969 Bytes
Kraftvolles Design ist beim Kia Stinger gepaart mit einer umfangreichen Serienaustattung. So wollen die Koreaner der (deutschen) Konkurrenz ein bisschen einheizen.

Das mag aufs Erste sehr hoch aufgehängt erscheinen, aber der Stinger verursacht beim Erstkontakt auf Mallorca bei den Fachjournalisten erst einmal ergriffenes Schweigen. Nicht nur das Design verrät: Hier wird nicht der Versuch unternommen, mit lauwarmen Wasser zu kochen: Der Tigernasengrill, die seitlichen Nüstern, die lange Motorhaube, die kurzen Überhänge, die geschwungene Seitenlinie mit den Muskeln über den Radhäusern und die vier verchromten Endrohre beim Topmodell GT, die links und rechts keck zu je Zweien gebündelt sind, reklamieren ein Statement für sich. Könnte der Stinger sprechen, würde er wohl sagen: So sieht man eben aus, wenn man es bis auf 370 PS bringt, 510 Nm auf die Kurbelwelle wuchtet und in 4,9 Sekunden von Null auf Hundert sprintet. Aber ein Krawallbruder bin ich nicht!"

Name: 227810.jpg Größe: 600x399 Dateigröße: 55409 Bytes
Das Typische Markengesicht, die "Tigernase" identifiziert auch den Stinger sofort als Kia. Auch wenn vieles neu ist, etwa der serienmäßige Heckantrieb. Bei der Top-Version sind alle vier Räder angetrieben.

Und tatsächlich: Der V6-Motor verrichtet seine Arbeit im Schulterschluss mit dem Achtgang-Automatikgetriebe eher gelassen brabbelnd, als wolle er dem Fahrer mit sonorer Stimme zuraunen: "Du kannst Dich auf mich verlassen. Wenn Du plötzlich Leistung brauchst, dann lasse ich mit nicht lumpen." So ähnlich würden es die rot lackierten Bremssättel wohl auch formulieren - nur mit gegensätzlicher Blickrichtung. Auch hinter die Fahrwerksqualitäten können die Piloten ebenfalls einen Haken setzen, denn der Stinger fühlt sich selbst bei härtester Gangart auf der abgeschlossenen Rennstrecke "Circuito Mallorca" nicht überfordert. Er wirkt insgesamt sogar sehr unaufgeregt. Damit die Kraft nicht sinnlos mit durchdrehenden Rädern verpufft, werden beim GT immer alle vier Räder angetrieben. Für die Basisversionen mit dem 2,0-l-Turbobenziner mit 188 PS und dem 2,2-l-Turbodiesel mit 147 PS ist die Sportlimousine als Hecktriebler (zum ersten Mal bei Kia) konzipiert. Je nachdem, ob sanftes Dahingleiten oder eher flottes Fahren angesagt sind, stehen fünf Fahrprogramme zur Auswahl, die Lenkung, Fahrwerk und Schaltcharakteristik beeinflussen.

Name: 2278111.jpg Größe: 600x399 Dateigröße: 62927 Bytes
Das Kraftpaket: Im Top-Modell Stinger 3.3 T-GDI AWD GT leistet ein V6-Turbobenziner mit 370 PS seinen Dienst.

Ob die Leistungsdaten des GT im Vergleich zu den direkten Mitbewerbern beim Kauf entscheidend sind, sei dahingestellt, denn schließlich wird sich die künftige Kundschaft eher nicht auf Rennstrecken herumtreiben. Der Reiz, sich den Stinger zu kaufen, geht eher vom Gesamtpaket aus: Die Serienausstattung ist so komplett, dass den Marketing-Strategen in Ingolstadt und München die Spucke wegbleibt. Wer bei der genannten Konkurrenz alles das haben will, was im Stinger zur Serienausstattung gehört, beschleunigt den Rechnungsbetrag mit Turbokraft in Tausender-Schritten nach oben. Die Koreaner haben dagegen beim Serienumfang einfach nichts vergessen: Lederausstattung, elektrische Vordersitze mit Memory-Funktion, Sitzheizung und beim GT Sitze mit verstellbaren Seitenwangen, Klimaautomatik, 8-Zoll-Navigationsbildschirm, Premium-Soundsystem, digitaler Radioempfang, Head-up-Display, LED-Scheinwerfer, Rundumsichtkamera und Smartphone-Ladestation und mehr. Die Aufzählung ließe sich auch locker durch nahezu alle Assistenzsysteme und Sicherheitsdetails bis hin zur aktiven Motorhaube für den Fußgängerschutz verlängern. Das Meiste davon gibt es bereits in der Basisversion für 43.990 Euro. Beim Kraftmeier am oberen Ende, dem 3.3 T GDI AWD GT sind es dann 54.900 Euro.

Name: 227812.jpg Größe: 600x399 Dateigröße: 43256 Bytes
Feine Materialien und gute Verarbeitung - im Innenraum des Stinger bleiben keine Wünsche offen.

Der Stinger ist vielleicht nicht das Auto, das man in Zeiten von Abgasdiskussionen und Dieselskandal erwartet hätte. Denn zumindest bei der Technik zum Reinigen der Diesel-Emissionen muss Kia noch gewaltig nachbessern. Und der ganz "dicke" Benziner dokumentiert über die Tankquittungen mit seinem EU-Verbrauch von 10,2 l/100 Kilometer ebenfalls, dass er nicht für Energiespar-Rallyes konzipiert wurde, sondern für einen vorderen Platz bei der Leistungsshow. Die Entwicklung des Stinger war abgeschlossen, als die öffentliche Diskussion in dieser Thematik aufbrandete, und die Marketing-Strategen wollten den Verkaufsstart nicht verschieben. Denn am 20./21. Oktober sollen die Händler den Stinger ihren Kunden zeigen. Die größte Aufmerksamkeit wird das durchtrainiert wirkende Image-Signal der Marke sicher in den leuchtenden Farben "High Chroma Red" oder "Microblau Metallic" erzielen. Diese beiden Farben wären auch unsere Wahl. Wer eher Freude an einer unauffälligen Teilnahme am Straßenverkehr hat, der bekommt den Stinger auch in einem unverbindlichen mausgrau

Name: 227813.jpg Größe: 600x399 Dateigröße: 34102 Bytes
Verschiedene Fahrmodi passen Lenkung, Federung und Schaltcharakteristik an.

Technische Daten Kia Stinger 3.3 T-GDI AWD GT
Viertürige Sport-Limousine der Mittelklasse, Länge/Breite/Höhe in Metern: 4,83/1,87/1,40, Leergewicht: 1.909-1.971 kg, Zuladung: 354-416 kg, Tankinhalt: 60 l, Kofferraumvolumen: 406 - 1.114 l, Motor: V6-Benziner mit Direkteinspritzung und Twin Turbo, Hubraum 3.345 ccm, Leistung: 272 kW/370 PS bei 6.000 U/min, max. Drehmoment: 510 Nm bei 1.300 - 4.500 U/min, 0-100 km/h: 4,9 s, Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h, 8-Gang-Automatikgetriebe, Allradantrieb, Durchschnittsverbrauch: 10,6 l Super/100km, CO2-Ausstoß: 244 g/km, Preis: 54.900 Euro mid/brie
Bildquelle: Kia






Erlkönige + Neuerscheinungen News von route66