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HUNDERT JAHRE GEGEN RASER

Mehr als zwei Millionen mal krachte es im Jahr 2002 auf deutschen Straßen. Bei einem Viertel der Unfälle stand Fehlverhalten als Ursache im Polizeibericht. Seit es Straßen und Fahrzeuge gibt, machen Verkehrsteilnehmer Fehler. Das war schon so, als noch Pferdedroschken und Ochsenkarren das Straßenbild prägten. Aber erst mit dem Aufkommen motorisierter Fahrzeuge schnellte die Zahl der Verkehrstoten nach oben. Schon damals nahmen sich einige engagierte Menschen vor, daran etwas zu ändern.

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Benzinkutschen contra Ochsenkarren

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges kam der wirtschaftliche Aufschwung. Immer mehr Menschen konnten sich ein eigenes Automobil leisten - ein bis dahin unerschwingliches Statussymbol, das den Reichsten der Reichen vorbehalten war. 1924 rumpeln bereits über
130 000 Personenkraftwagen über die holprigen Straßen des Deutschen Reiches. Fast hunderttausend Motorräder knattern durch die Städte. Gaslaternen und sogar Fackeln sind die gängigen Beleuchtungseinrichtungen. Für Fußgänger, Radfahrer und die alltäglichen Pferdekutschen und Ochsenkarren wird es zunehmend eng: Im selben Jahr kommen bei Begegnungen der ungleichen Verkehrsteilnehmer 1356 Menschen ums Leben. Die Ursache für die sich häufenden Unfälle suchen und finden die motorisierten Fahrer in erster Linie bei sich selbst. In mehreren Städten gründen Kraftfahrer "Autowachten" mit dem Ziel, "Selbstzucht zu üben und ... zu einer sicheren Abwicklung des Verkehrs

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Rasen für mehr Verkehrssicherheit

Die Berliner Autowachtler haben eine besonders pfiffige Idee: Entdecken sie einen Automobilisten, der ihrer Meinung nach zu schnell unterwegs ist, so verfolgen sie ihn, überholen sein Fahrzeug und halten dem Verkehrsrowdy ein Schild aus dem Seitenfenster entgegen. Auf der Vorderseite steht "Autowacht", auf der rückwärtigen, für den Überholten lesbaren Fläche

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Der verkehrssichere Mensch

Der Verkehr auf den Straßen hat seine Geruhsamkeit verloren. Neben der löblichen Selbstkritik der motorisierten Fahrer setzt sich die Erkenntnis durch, dass sich auch die übrigen Verkehrsteilnehmer wachsamer und disziplinierter verhalten müssen. Aus den Autowachten werden Verkehrswachten. Am 3. November 1924 wird in Berlin die Deutsche Verkehrswacht e.V. gegründet. Im Straßenbild tauchen "Sandwich-Männer" auf: Schrifttafeln auf Bauch und Rücken verkünden, dass sich Passanten hier kostenlos Merkblätter mit Verkehrsregeln abholen können. Ab 1925 machen sich in Berlin die ersten Polizeistreifen auf die Jagd nach Verkehrssündern. Die Industrie wirbt für die ersten Fahrtrichtungsanzeiger, die das lästige Gestikulieren beim Abbiegen ersparen sollen. Zwei Jahre später führt der ADAC seinen motorisierten Straßenhilfsdienst ein. 33 Pannendienst-Fahrzeuge patrouillieren auf den Landstraßen. Dort hat sich der Verkehr seit 1925 verdoppelt.

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Parken auf der Autobahn

- die fünfziger Jahre
1949 hat sich die Zahl der Verkehrsunfälle in Westdeutschland innerhalb von zwei Jahren verdreifacht. Der Gesetzgeber sieht erhöhten Handlungsbedarf und verbietet im darauffolgenden Jahr das Parken auf der Autobahn. Lastwagenfahrer dürfen keine Personen mehr befördern und müssen auf einen dritten oder gar vierten Anhänger verzichten. 1951 wird die technische Fahrzeugüberwachung durch den TÜV eingeführt. Die Prüfer vergeben ihre Prüfplaketten im Zwei-Jahres-Rhythmus wie heute auch. Im selben Jahr werden die Bundesanstalt für Straßenwesen und das Kraftfahrtbundesamt gegründet. Seit 1953 geleiten Schülerlotsen im gesamten Bundesgebiet Schulkinder über die Straßen. 1954 wird eine einheitliche Verkehrsstatistik eingeführt. Ihr zufolge waren im Jahr davor 4,3 Millionen Kraftfahrzeuge registriert. Nach dem Elend des Zweiten Weltkriegs ist das eigene Auto wieder zum Luxusgut geworden: Die Zahl der zugelassenen Motorräder ist mit 2,1 Millionen doppelt so hoch wie die der Autos.

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Der 7. Sinn und ein trauriger Rekord

Am 4. Februar 1966 strahlt die ARD die erste Folge der Fernsehreihe "Der 7. Sinn" aus. Vom WDR in Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht produziert, ist sie bis heute ein Dauerbrenner. Trotz aller Bemühungen der Verkehrserzieher steigt die Zahl der Verkehrstoten weiter. 1970 fallen fast zwanzigtausend Menschen dem Straßenverkehr zum Opfer - mehr als jemals zuvor oder danach. Zwei Jahre später wird ein Großversuch gestartet: Eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 100 km/h auf Landstraßen soll die Unfallzahlen senken. 1974 versucht die Verkehrswacht mit ihrer Gurt-Kampagne "Klick. Erst gurten, dann starten!", Autofahrer zum Anschnallen zu bewegen. Ab 1976 ist auf Landstraßen Tempo 100 als Höchstgeschwindigkeit vorgeschrieben. Autofahrer müssen sich auf den Vordersitzen angurten, Motorradfahrer dürfen nicht mehr ohne Helm auf ihre Maschinen. Die Zahl der Verkehrstoten beginnt wieder zu sinken

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Wende mit Folgen

Der 9. November 1989 läutete nicht nur politisch eine Wende ein - für viele Bürger der DDR rückt der Traum vom eigenen Pkw endlich in greifbare Nähe. In den neuen Bundesländern finden auch Gebrauchtwagen, die sicherheitstechnisch nicht mehr ganz auf der Höhe sind, reißenden Absatz. Schlagartig erhöht sich die Zahl der Westlimousinen, die sich zwischen die Trabis und Wartburgs drängen. Schlagartig erhöht sich auch die Zahl der Verkehrstoten: 1990 sterben auf
vernachlässigten und maroden Straßen 76 Prozent mehr Menschen als im Jahr davor.

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Die Zukunft gehört der Technik

Den Autofahrer - beziehungsweise sein Verhalten - zu verbessern, ist eine Sache. Bei vielen Verkehrssicherheits-Experten hat sich mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass menschlichen Eigenschaften wie Konzentrationsfähigkeit und Reaktionsvermögen Grenzen gesetzt sind. Das Auto von morgen wird seinen Fahrer entlasten, wo immer es kann. Die Fahrgastzelle wird in Zukunft mehr und mehr zum Cockpit: Sensoren erkennen, wenn ein Kind vors Auto läuft und betätigen automatisch die Bremse. Intelligente Tempomaten regeln automatisch den Abstand zum Vordermann. Auch auf der Straße dürfte die Technisierung des Verkehrs zunehmen: Vollautomatische Verkehrsleitsysteme sollen die Blechlawinen auf den Autobahnen in geordnete Bahnen lenken, Raser in ihre Schranken weisen und Staus und Unfälle verhindern.

Zuletzt bearbeitet 26.02.2007 00:31. Insgesamt 20301 mal angeschaut.


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