Letzter Barockengel der Bayerischen Landpolizei: BMW 502 V8

| 11.12.2023


Der Leiter der Zentralwerkstatt der Bayerischen Bereitschaftspolizei in Sulzbach-Rosenberg gab als Oldtimer-Restaurator dem echten Scheunenfund ein zweites Leben.

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Weiße Kotflügel unterstreichen die barocke Form der Fünfziger Jahre.

Vom BMW 501/502 als erstem Personenwagen der weiß-blauen Marke aus München - alle vorherigen kamen aus Eisenach - wurden zwischen 1952 und 1963 nur wenig mehr als 23.000 Stück hergestellt. Die repräsentativen, viertürigen Limousinen der Oberklasse wurden auch als Einsatz- bzw. Streifenwagen bei Feuerwehren und der Polizei gefahren. Harald Schmid in Pleystein in der Oberpfalz.

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Chrom ziert Radkappen, Auspuff-Endrohre, Stoßstangen und Fensterrahmen.

Obwohl das wegen seiner gerundeten Karosserie "Barockengel" genannte BMW-Modell 502 V8 offiziell schon nicht mehr produziert wurde, bestellte das Polizeipräsidium Regensburg Ende 1964 noch zwei dieser Fahrzeuge, um sie ab 1. April 1965 beim neu aufgestellten Verkehrszug der Bayerischen Landpolizei in Amberg mit den amtlichen Kennzeichen R-3044 und R-3064 einzusetzen.

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Klassische BMW-Front mit schmalem Nieren-Kühlergrill und Rundscheinwerfern.

Von den Fahrzeugen aus der 1960 bis 1963 entstandenen Fernsehserie "Funkstreife Isar 12" unterschieden sich die letzten beiden BMW 502 deutlich: Für die Landpolizei erhielten sie weiße Kotflügel und weil BMW vermutlich noch vorhandene Karosserien mit Dachöffnung für ein großes Faltschiebedach verwendete, gab es nicht das mittig montierte Blaulicht, sondern links über dem Fahrersitz eine aufgesteckte Rundum-Kennleuchte.

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Markanter V8-Hinweis auf der Wagenbreiten Kofferraum-Haube.

Statt dem 2,1-Liter-Sechszylinder-Reihenmotor mit 53 kW/72 PS wurde der 2,6-Liter-Achtzylinder-V-Motor mit 81 kW/110 PS eingebaut, der in Kombination mit dem handgeschalteten Vierganggetriebe 160 km/h Höchstgeschwindigkeit ermöglichte.

Die wahrscheinlich aus Haldenfahrzeugen und Ersatzteil-Restbeständen gebauten Fahrzeuge waren so lieblos "zusammengeschustert", dass sie nur sechs Jahre im Dienst blieben und schon 1971 wegen gravierender Rostschäden ausgesondert wurden. Den R-3044 ersteigerte ein Amberger BMW-Fan, ließ ihn blau lackieren und war dann bei den anstehenden Instandsetzungsarbeiten überfordert. So landeten die Karosserie und der ebenfalls zerlegte Motor für 25 Jahre in einer Scheune.

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Gegenläufig öffnende Türen erleichtern den schnellen Ein- und Ausstieg.

Als Harald Schmid 1996 diesen klassischen Scheunenfund barg, gab er ihm die "Zustandsnote 5". Als erstes wurden der Motor, das Getriebe und die Anbauteile überholt. Die Erneuerung des gesamten Fahrzeugbodens, der Querrohre und der Kofferraumwanne sowie das Schleifen und Spachteln der Blechhaut erforderten mehr als 1.000 Stunden Arbeitszeit. Allein die Türen wurden etwa vierzig Mal ein- und wieder ausgebaut, um die exakten Spaltmaße zu erreichen.

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Klassisches Cockpit mit dünnem Lenkradkranz und komplettem Funkgerät.

Bei der Wiederherstellung der Innenausstattung wurden die Sitzbezüge aus echtem Leder in der Originalfarbe gefertigt - bei Behördenfahrzeugen wurde nur Kunstleder verwendet. Statt der hoffnungslos zerstörten Gummimatte erhielt der Fußraum einen durchgehenden Teppichboden und das schwarze Golde-Faltdach besteht jetzt aus echtem Sonnenland-Stoff statt dem ursprünglichen PVC-Bezug.

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Mit stärkerer Lichtmaschine und zweiter Funk-Batterie prall gefüllter Motorraum.

Das analoge Telefunken-Funkgerät ist nur noch eine Attrappe, der Außenlautsprecher auf dem linken Vorderkotflügel jedoch weiterhin über den charakteristischen Funkgerät-Hörer in der Mitte des Armaturenbretts nutzbar. Die restliche Polizeiausstattung einschließlich statischer Dreipunktgurte vorn sowie Werkzeug und Verbandkasten im Kofferraum ist ebenfalls original.

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Reserverad und komplette Polizei-Ausstattung mit Werkzeug im Kofferraum.

Fast 3.000 Stunden Arbeitszeit, Ersatzteile für 18.000 Euro und 5.000 Euro für Fremdarbeiten wie Chrom oder Sitzbezüge haben den letzten BMW 502 V8 in Polizei-Ausführung "besser als neu" auferstehen lassen. Ein Wert des unverkäuflichen Oldtimers lässt sich schwer bestimmen, da es keine Vergleichsfahrzeuge gibt - der Wiederaufbauwert liegt aber bei 120.000 Euro. mid/sk Bildquelle: Karl Seiler / mid






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