Automatikgetriebe bei Jaguar

| 19.02.2014


Effiziente Schnellschalter
Lange Zeit galten Handschaltgetriebe als Pflichtausstattung für Sportwagen, eine automatisierte Lösung war – wenn überhaupt – lediglich optional erhältlich. Versierte Sportwagen-Fahrer schwören auf die fahrerischen Freiheiten, die der manuelle Gangwechsel bietet. Gleichzeitig hängen Schnelligkeit und Präzision allein vom Können des Piloten ab. Im Gegensatz dazu schätzen Limousinen-Fahrer den Komfort des „Nicht-schalten-müssens“ beim Automatikgetriebe, erkaufen sich diesen Vorteil aber durch mangelnde Sportlichkeit – so jedenfalls die landläufige Meinung. Mit seiner aktuellen Modellpalette, die vollständig auf hochentwickelte Automatikgetriebe setzt, beweist Jaguar, dass die Zeit der Kompromisse vorbei ist. Mit Ausnahme der XK-Modelle, die über eine Sechsgang-Automatik verfügen, verbaut Jaguar durchweg achtstufige Schaltautomaten. Speziell im Sportwagen-Segment spricht heute nichts mehr gegen den Einsatz eines Automatikgetriebes.

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Schaltgetriebe sind vergleichsweise kostengünstig, weshalb sie vor allem das untere Preissegment klar dominieren. Ein konstruktionsbedingter Nachteil dieser Getriebebauart ist die Notwendigkeit einer Reibkupplung, die das Getriebe beim Gangwechsel vom Motor trennt. Somit besteht während des Schaltvorgangs kein Kraftschluss zu den Antriebsrädern. Automatisierte Lösungen mit Einzel- oder Doppelkupplung sind in der Lage, diesen Nachteil durch verkürzte Schaltzeiten zu minimieren. Allerdings erreichen solche Systeme nicht die sanften und kultivierten Gangwechsel moderner Schaltautomaten.

Flüssiger Vortrieb
Anstelle der mechanischen Verbindung mittels einer Reibkupplung kommt beim Automatikgetriebe ein Drehmomentwandler zum Einsatz. Die Kraftübertragung zwischen Ein- und Ausgangswelle erfolgt über eine Flüssigkeit; in der Regel Öl. Ein motorseitiges Pumpenrad setzt den Ölstrom in Bewegung und treibt auf diese Weise das getriebeseitige Turbinenrad an.
Der Drehmomentwandler bietet vor allem im Stop-and-go-Verkehr einen entscheidenden Komfortgewinn. Zum Anhalten genügt es, die Bremse zu betätigen, wodurch das Turbinenrad gestoppt wird. Nimmt der Fahrer den Fuß von der Bremse, kann sich das Turbinenrad wieder drehen und es entsteht ein Kraftschluss zu den Antriebsrädern; das Fahrzeug „kriecht“ los.
Damit der gesamte Antriebsstrang möglichst steif ist, trennt eine Überbrückungskupplung beim Wechsel vom ersten in den zweiten Gang den Drehmomentwandler ab. Dadurch entsteht eine mechanische Verbindung zwischen Motor und Antriebsrädern und das Fahrzeug reagiert direkter auf die Eingaben des Fahrers. Torsionsdämpfer sorgen dafür, dass der hohe Schaltkomfort des Getriebes erhalten bleibt.

Schnellschalter
Das derzeit fortschrittlichste Getriebe von Jaguar ist die Achtgang-Quickshift-Automatik, die unter anderem im F-TYPE ihren Dienst verrichtet. Mit kurzen Schaltzeiten von unter 200 Millisekunden verhilft der Schaltautomat dem Sportwagen zu erstklassigen Beschleunigungswerten. In Verbindung mit dem 405 kW (550 PS) starken Antriebsaggregat absolviert das Topmodell F-TYPE R Coupé den Sprint auf 100 km/h in nur 4,2 Sekunden.
Aufgrund der hohen Gesamtspreizung des Getriebes haben die Konstrukteure mehr Spielraum bei der Abstimmung der einzelnen Gänge. Davon profitiert nicht nur die Beschleunigung, auch die Kraftstoffeffizienz steigt. Gleichzeitig ermöglicht die hohe Gangzahl eine enge Abstufung zwischen den einzelnen Schaltstufen, weshalb die Drehzahl während des Schaltvorgangs kaum abfällt, beziehungsweise das Drehmoment nur kurz und zeitlich präzise zurückgenommen wird. Der Motor läuft dadurch länger im optimalen Drehzahlbereich und die Gangwechsel erfolgen äußerst flüssig.

Schalt-Stratege
Jaguars fortschrittliche Getriebetechnologie überlässt nichts dem Zufall. Eine elektronische Steuerung ist in der Lage, die Schaltstrategie permanent und vollautomatisch an das Fahrverhalten anzupassen. Hierzu greift das System auf unterschiedliche Sensordaten zurück und vergleicht diese mit den im System hinterlegten Referenzwerten.
Das F-TYPE R Coupé statteten die Konstrukteure mit neu programmierten Kennfeldern aus und passten das Getriebe-Setup an die hohe Motorleistung an. Dadurch läuft der V8-Kompressormotor stets im optimalen Drehzahlbereich; wahlweise für maximale Leistungsentfaltung oder bestmögliche Kraftstoffersparnis.

Auf Wunsch sequenziell
Nichtsdestotrotz müssen Sportwagen-Enthusiasten nicht vollends auf manuelle Gangwechsel verzichten. Die Achtgang-Automatik des F-TYPE erlaubt auch sequenzielles Schalten – entweder per Lenkradwippen oder über den zentralen SportShift-Wählhebel.
Im Sportmodus erfolgen die Gangwechsel noch etwas schneller, indem das Drehmoment nahezu vollständig beibehalten wird. Dadurch wechseln die Schaltstufen auch abrupter, ähnlich einem kupplungsbetätigten Schaltgetriebe.
Die Achtgang-Automatik wirkt damit den typischen Schwächen eines Schaltgetriebes entgegen. Da Schnelligkeit und Präzision von den Fähigkeiten des Fahrers abhängen, können ungeübte Fahrer das Potenzial eines Sportwagens mit Handschaltgetriebe meist nicht voll ausschöpfen.


Effiziente Sportlichkeit

Während Automatikgetriebe bei Premium-Limousinen schon länger zum guten Ton gehören, müssen Sportwagen weitestgehend auf den Komfort eines Schaltautomaten verzichten. Jaguar zeigt, dass es auch anders geht und liefert mit der Achtgang-Quickshift-Automatik beim F-TYPE den beeindruckenden Beweis dafür.
Extrem kurze Schaltzeiten und eine adaptive Schaltstrategie machen das Fahrzeug zum perfekten Begleiter auf und abseits der Rennstrecke. Zudem ist die intelligente Getriebesteuerung in der Lage, den Motor stets im verbrauchsoptimalen Drehzahlbereich zu halten, weshalb der F-TYPE auch bei der Effizienz punkten kann.
Dank seiner sequenziell schaltbaren Achtgang-Automatik vereint der F-TYPE wie kein anderer Sportwagen den Fahrkomfort einer Oberklasse-Limousine mit der kompromisslosen Sportlichkeit eines Rennwagens.






Luxus + Supersportwagen News von campino89
Autor: Yannik Maier