Maserati Ghibli: Der Dreizack steht unter Strom

| 07.11.2020


Denn zum ersten Mal in der über 100-jährigen Historie der italienischen Sportwagenmarke wird ein Modell elektrifiziert. Selbst das sakrosankte Dreizack-Logo auf der C-Säule gibt mit dem horizontalen Pfeil in ungewöhnlichem Blau einen dezenten Hinweis, dass dieser Ghibli etwas Besonderes ist. Der Motor-Informations-Dienst (mid) konnte das 330 PS starke Luxus-Geschöpf aus Modena schon mal probefahren.

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Souverän und ganz ohne Turboloch bewegt der Vierzylinder-Turbo den Ghibli auch über anspruchsvolle Strecken.

Mehr Leistung, weniger Verbrauch. Mit der Quadratur des Kreises wurde ein 100-köpfiges Entwickler-Team beauftragt. Die Basis: Ein Zweiliter-Benziner aus dem FCA-Konzern, ein Triebwerk, das schon in der Alfa Romeo Giulia Dienst tut. Am Ende blieb vom Ursprungsmotor kaum etwas übrig. Außer Abmessungen und Zylinderkopfdichtung, wie man bei Maserati stolz vermerkt. Die Evolution wurde zur Revolution. Denn der Benzin-Motor wird sowohl von einem Riemen-Starter-Generator (RSG), als auch von einem elektrischen Verdichter unterstützt. Eine Hybridlösung, die im Augenblick zumindest technischen Seltenheitswert hat. Vereinfacht gesagt fungiert der RSG als Lichtmaschine und speist die Bremsenergie über ein 48-Volt-Bordnetz in die zusätzliche Batterie im Gepäckraum ein. Die wiederum versorgt den E-Verdichter, der in niedrigen Drehzahlbereichen den Motor unterstützt und antreibt. Also dort, wo der Turbo noch Luft holen muss.

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Die neuen Boomerang-Heckleuchten im 3-D-Design lassen den neuen Ghibli noch dynamischer erscheinen.

Elektrischer und klassischer Turbo arbeiten dabei so perfekt zusammen, dass man die Leistungsentfaltung des Vierzylinders ganz ohne Verzögerung linear und machtvoll spürt. Anders gesagt: Dieser Motor kombiniert die Vorteile von Diesel und Benziner in einem Antrieb. Die 5,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100 klingen im Vergleich dazu lapidar. In der Wirklichkeit und auf den Testrecken der Emilia Romagna weit hinein in die Hügel des Apennin fühlt sich das aber viel souveräner an. Dem alten V6-Diesel muss jedenfalls niemand eine Träne nachweinen. Zumal auch der Verbrauch stimmt: Mit knapp unter zehn Litern lässt sich der 1,9-Tonner in vernünftigen wirtschaftlichen Bahnen bewegen. Dass der Ghibli Hybrid auch noch gut klingt - für Maserati ist das eine Selbstverständlichkeit. Und zwar ganz ohne Verstärker und künstliche (Digital-)Hilfen. Dazu mussten die Sound-Spezialisten aus Modena nur den Strömungstrakt überarbeiten und die Resonanzrohre neu abstimmen. Und schon hört sich auch der elektrifizierte Ghibli unerhört nach Maserati an.

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Überzeugt vom Hybrid-Ghibli: mid-Autor Rudolf Bögel findet, dass Maserati-Fans keine Angst vor der Elektro-Zukunft haben müssen.

Ansehnlich sind hingegen die vielen optischen Veränderungen des Facelifts geworden. Eher unmerklich beim Exterieur, etwa die Y-förmige Querstrebe im Kühlergrill. Oder die Heckleuchten im Bumerang-Design. Wer gerne Bildersuchrätsel löst ("Such die 10 Fehler"), dem werden die Unterschiede sofort auffallen. Alle anderen rätseln noch. Beim Interieur jedoch sticht der neue und größerer Infotainment-Bildschirm sofort heraus. Zehn Zoll und rahmenlos - que bello!

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Auch der Dreizack zeigt, dass der neue Ghibli etwas Besonderes ist. Der horizontale Pfeil leuchtet in Elektro-Blau.

Schick sind auch Menü und Bedienung, man findet sich wirklich sofort intuitiv zurecht. Nur bei der Suche nach den Verbrauchsangaben sind wir fast gescheitert. Das Multimediasystem hört auf den Namen MIA und ist jetzt wirklich auf der Höhe der Zeit. Nur wenige Sekunden, dann ist das Smart-Phone verbunden. Auf Wunsch gerne mit Android Auto oder mit Apple CarPlay. Das System ist permanent online, bietet WLAN-Verbindungen - und wer es von zu Hause so gewöhnt ist: Es kann immer auch auf die Dienste der Sprachassistentin Alexa zurückgreifen.

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Vierzylinder mit Riemen-Starter-Generator und Elektro-Verdichter. Aus dem 2,0-Liter Motor kitzeln die Techniker 330 PS.

Ab knapp 70.000 Euro wird der neue Ghibli Hybrid zu haben sein. Nicht gerade billig. Aber Exklusivität hatte immer schon ihren Preis. Und mittlerweile liefert Maserati auch die entsprechende (Verarbeitungs-)Qualität dazu. Das sieht alles gut aus, das fühlt sich alles gut an. Nur bei den digitalen Assistenten herrscht teilweise starker Verbesserungsbedarf. Das trifft vor allem auf das teilautonome Fahren zu. Schon bei der so genannten "Hands-On"-Erkennung klemmt es gewaltig.

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Elegant fügt sich der neue 10 Zoll große und rahmenlose Infotainment-Bildschirm in das luxuriöse Interieur des Ghibli ein.

Zur Erklärung: Damit das Auto mit einer voreingestellten Geschwindigkeit unter Einhaltung der gesetzlichen Abstandsregeln und mit dem Spurhalteassistenten selbständig fährt, muss es wissen, dass der Fahrer jederzeit die Kontrolle übernehmen kann. Es will seinen Herrn (Frau) und Meister(in) spüren. Am besten am Lenkrad. Wer nun ein zu ruhiges Händchen hat, der wird von seinem Maserati mit einem impertinenten Alarmsignal dazu genötigt, unnötige Lenkbewegungen zu machen, damit das System seine Rückmeldung bekommt. Aber vielleicht lag es bei der mid-Testfahrt daran, dass es sich um ein Vorserienmodell handelte und noch deutlich nachgebessert wird. Nämliches würde man sich bei der Rückfahrkamera erwarten, das Bild auf dem Zehnzöller wird dem Premiumanspruch der Italiener leider nicht gerecht.

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Analog bleiben Tacho und Drehzahlmesser. Passt auch besser zu einem emotionalen Sportwagen wie dem Maserati Ghibli.

Wer der Hybrid-Zukunft von Maserati nicht so recht über den Weg traut, kann bei den neuen Trofeo-Modellen noch mal richtig in die Verbrenner-Vollen gehen. Sowohl den Ghibli als auch den Quattroporte kann man ab sofort mit dem 3,8 Liter großen V-8-Biturbo haben, der schon im Super-SUV Levante seine brachialen Dienste leistet. 580 PS und ein noch emotionalerer Sound sind bestechende Argumente für einen sentimentalen Ausflug in die goldenen (Automobil-)Zeiten. Auch hier bekennt der Maserati-Dreizack Farbe. Statt Hybrid-Blau leuchtet der Pfeil in Herzblut-Rot.

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Zwei italienische Klassiker: Maserati Ghibli vor dem ehemaligen Wohnhaus von Luciano Pavarotti in Modena.


Technische Daten Maserati Ghibli Hybrid:

- Länge / Breite / Höhe: 4,97 / 1,95 (ohne Spiegel) / 1,46 m

- Motor: 2,0 Liter-Benziner mit eBooster und 48-Volt RSG

- Leistung: 243 kW/330 PS bei 5.750 U/min

- max. Drehmoment: 450 Nm bei 4.000 U/min

- ZF-Achtgang-Automatik, Hinterradantrieb

- 0-100 km/h: 5,7 Sekunden

- Spitze: 255 km/h

- Normverbrauch (WLTP): 8,1 - 9,4 l/100 km

- CO2-Emission: 183 - 213 g/km

- Preis: ab 69.414 Euro mid/rubö Bildquelle: Maserati Bildquelle: Rudolf Bögel / mid






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