Das 650-PS-Monster von McLaren: Meins für einen Tag

| 13.08.2014


Eine Bild-Reporterin hat für einen Tag getestet, wie es ist einen McLaren sein eigen zu nennen:

Zitat:
Ich habe in meinem Leben viele Verträge mit mulmigem Gefühl im Bauch unterschrieben: den ersten Kredit, die Verlängerung des Kredits, die dritte Lebensversicherung mit 40 Jahren Laufzeit. Nun also diesen Testwagen-Vertrag – und nie hatte ich so viel Schiss.

Ich fasse zusammen: „Sollte ich mit ‚dem Auto‘ einen Unfall bauen, versichere ich, dass im Falle einer Verletzung – oder meines Todes – keinerlei Ansprüche an McLaren gestellt werden . . .“

Name: mclaren.jpg Größe: 985x554 Dateigröße: 87541 Bytes



Verstehen kann man die Firma. Denn das, was hier so bescheiden „The Car“ genannt wird, ist nicht nur ein Auto. Es ist ein McLaren 650 S Spider. Mit 650 PS. 329 km/h Spitzengeschwindigkeit. Und dem Aussehen eines Kleinwagen auffressenden Monsters. MEIN MONSTER! Für einen Tag in Berlin!

Mehr als mein eventuelles Ableben im Monster beschäftigt mich die Frage: Wo bekommt man schnell neue Pässe her? Sollte ich „das Auto“ schrotten und überleben, muss ich das Land mit neuem Namen verlassen. Ich hätte ein Sammlerstück auf dem Gewissen. Und 255 000 Euro. Das spricht sich schneller rum als der 1370 Kilo leichte Wagen von 0 auf 200 braucht – 8,6 Sekunden.

Alle Angst wie weggeflogen, als ich Platz nehme: Die Schalensitze (6030 Euro) schmiegen sich um mich wie starke Arme. Und als der satte Sound aus dem Auspuff brüllt, sprießt die Gänsehaut wie Unkraut.

Kommt man mit dem an der Ampel überhaupt vom Fleck, ohne gleich unterm Vordermann zu landen? JA! Er bellt, aber beißt nicht (sofort). Gibt man sanft Gas, fährt er zwar laut, aber sanft los. Man braucht auch keine neue Hüfte: Die Federung schluckt im Normal-Modus jede Unebenheit.

Trotzdem ist die Höllenmaschine nix für schüchterne Sanftmütige! Übersehen kann man die 1,20 Meter flache Flunder – überhören nicht! Reaktionen? Winken, Staunen und ja, auch neidvolles Mittelfingerwedeln. Über alles freue ich mich. Fremde bieten mir Geld für eine Spritztour. Und eine Bier-Bike-Gruppe wirft ein Kondom ins Auto. Warum? Egal. Auch das nehme ich wie einen Pokal entgegen. Ich bin im Höllenrausch!

Beim Stopp am „Checkpoint Charlie“ versaut „The Car“ den Soldaten-Darstellern das Geschäft. Grenzenlose Begeisterung am Grenzübergang! Von Kindern bis zur Oldie-Reisegruppe – alle wollen sich reinsetzen, anfassen, Arm in Flügeltür mit „The Car“ fotografiert werden. Als ein Mädchen ihren Plüschbär samt Metall-Anhänger mit dem Hintern meines Monsters schmusen lassen will, ist Abfahrtszeit. Das „Bitte nicht berühren“ hört sich nach zigmal auch nicht cooler an. Und wenn man eines sein möchte mit einem McLaren, dann doch cool.

Langsam wirft das Höllenauto seine Schatten auch auf meine ehrliche Seele: Bei etwa 300 Fragen, ob das mein Auto sei, habe ich nicht immer Nein geantwortet. Warum? Weil es sich irgendwie verdammt gut anfühlt, beneidet zu werden...

Übrigens: Im Vertrag stand auch, dass man mindestens 30 sein muss, um den 650 S fahren zu dürfen. Nie war ich so froh, diese Zahl überschritten zu haben. Und nie habe ich mich so kindisch verhalten, als mir mein Monster wieder entrissen wurde. Jammern, Stampfen, Streicheln. Dann ab aufs Rad.


Den Original-Text, mehr coole Bilder und ein ziemlich beeindruckendes Video gibt's auf: Bild.de






Luxus + Supersportwagen News von campino89
Autor: Yannik Maier