Jeep Compass: Vom Mauerblümchen zum Macho

| 24.08.2018


Vom eigenwilligen Design des Vorgängers ist beim neuen Jeep Compass nichts mehr übrig. Im Gegenteil: Geschickt hat es der Fiat-Chrysler-Konzern geschafft, aus der technischen Basis des Fiat 500X eine kleinere Ausgabe des elegant-maskulinen Jeep Cherokee zu zaubern. Und im Innenraum überrascht der knapp 4,40 m lange Allrounder mit mehr Platz auf allen fünf Sitzen als erwartet. Fragt sich nur, wie viel Fahrspaß die Diesel-Basis mit 120 PS und Handschaltung bereitet, die schon ab 26.100 Euro zu haben ist. Der Test des Motor-Informations-Dienstes (mid) liefert die Antwort.

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Den Jeep Compass gibt es in zwei Benzin-Varianten mit 140 oder 170 PS sowie mit zwei verschiedenen Dieselmotoren mit 120 oder 170 PS. Zwei Modelle mit Front, vier mit Allradantrieb.

Der traditionelle, siebenteilige Frontgrill stellt gleich mal die Markenzugehörigkeit des vor uns stehenden Fahrzeugs klar: Wir haben es mit einem Jeep zu tun. Aber nicht mit einem waschechten, denn öffnet man die direkt über dem markanten Grill liegende Motorhaube, so erschließt sich der Kern der Sache: "Multijet" prangt auf dem Motordeckel und das verrät, dass die Jeep-Entwickler ins Fiat-Regal greifen mussten, als sie den insgesamt sehr gelungenen Jeep Compass schufen. Macht nix, denn der italienische 1,6-Liter-Diesel stemmt immerhin die stattliche Schubkraft von 320 Nm auf den Antriebsstrang, und das schon bei 1.750 U/min. Auch hat man für den Einsatz in einem Fahrzeug der traditionellen US-Marke seine akustische Präsenz sehr gut gedämmt. In Verbindung mit der Sechsgang-Handschaltung kann man sogar mit einer gewissen Anfahrschwäche des Vierzylinders umgehen lernen, die beim Fiat 500X mit Automatik auf Dauer anstrengt.

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Elegant und doch nicht protzig: Der Jeep Compass gefällt mit seinem Aussehen, dennoch fühlt man sich im Szeneviertel Prenzlauer Berg in Berlin nicht deplaziert.

Der Verbrauch laut Hersteller soll bei sehr genügsamen 4,4 Liter pro 100 Kilometer liegen. Wir kamen im großen Test-Spektrum aus Stadt, Landstraße und Autobahn auf 6,2 Liter. Wie bei vielen anderen Automodellen ist dies zwar mathematisch eine eklatante Überschreitung der offiziellen Angabe, bewegt sich aber dennoch im üblichen Rahmen. Unterm Strich kann man mit dem Antrieb im Jeep Compass 1.6 16V Mjet 4x2 zufrieden sein, denn das Preis-Leistungs-Verhältnis dieser Modellvariante stimmt absolut. Ist man auf Langstrecke sparsamer unterwegs, als wir im Durchschnittsverbrauch inklusive Stadtverkehr, so kann man dank 60 Liter-Tank schon mal eine Distanz von fast 1.200 Kilometern zwischen zwei Tankstopps erreichen - etwa München - Berlin - München nonstop.

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Der traditionelle siebenteilige Frontgrill verrät auf den ersten Blick die Marke Jeep.

Apropos Berlin: Mit dem schicken Jeep Compass bewegten wir uns tagelang im In-Viertel Prenzlauer Berg und fühlten uns dabei absolut wohl. Das liegt daran, dass der Italo-Ami trotz seiner eleganten Optik nichts Protziges ausstrahlt. Auch sind die 4,39 Meter Länge gerade noch so parkfreundlich, dass man auch in stark frequentierten Stadtvierteln gut zurechtkommt. Umso mehr überrascht, wieviel Innenraum der Kompakt-Jeep bietet. Vorne wie hinten sitzt man absolut bequem. Bein-, Schulter- und Kniefreiheit stimmen überall, und im Fond können sogar großgewachsene Passagiere längere Strecken genießen.

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Hinterm Jeep-typischen Markengrill werkelt ein Vierzylinder-Diesel aus dem Fiat-Konzernregal, den der ?Multijet?-Schriftzug sofort verrät.

In Sachen Bedienung gibt sich der Jeep Compass sehr freundlich. Lediglich die relativ weit unten liegenden Elemente für die Klimaanlage weichen davon ab. Ansonsten ist fast alles logisch platziert und gegliedert. Apple CarPlay funktioniert makellos und verschafft im Zusammenspiel mit der guten Audioanlage im Jeep Compass einen Hörgenuss, der den Langstreckenkomfort unterstützt. Zwar wirken die gut konturierten Sitze zunächst etwas zu straff. Aber man fühlt sich dennoch auch über hunderte von Kilometern hinweg wohl. Dazu trägt besonders die gut abgestimmte Federung bei.

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Am Heck hat die Designer etwas der Mut verlassen, aber Front- und Seitenansicht heben sich deutlicher vom Mainstream der Kompakt-SUV wie VW Tiguan und Co. ab.

Tadeln muss man den Compass wegen seiner stark eingeschränkten Übersichtlichkeit. Massive B- und C-Säulen lassen sich zwar wenigstens beim Rangieren durch eine Rückfahrkamera neutralisieren. Aber zum Beispiel beim schrägen Einbiegen auf eine größere Straße bleiben die Sichtprobleme ungelöst, denn dabei wird der von hinten kommende Verkehr von der C-Säule stark verdeckt. Und: Rund um den Innenspiegel ist ebenfalls die Sicht eingeschränkt. Da kann schon mal eine komplette, rechts platzierte Ampel aus dem Sichtfeld verschwinden. Das ist besonders dann unangenehm, wenn auf der anderen, sichtbaren Straßenseite nur eine Linksabbieger-Ampel zu sehen ist. Trost: Der Kompakt-Jeep gleicht eingeschränktes Sehen mit gutem Aussehen aus.

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Eingeschränkte Rundumsicht führt sogar dazu, dass das Umfeld des Innenspiegels eine rechts platzierte Ampel komplett verdeckt.

Das Kofferraumvolumen des Compass von 438 Litern im Normalzustand kann sich durchaus sehen lassen. Nur die maximale Kapazität bei umgeklappten Rücksitzlehnen fällt mit lediglich 1.251 Litern gegenüber einigen Konkurrenten deutlich ab. Der beliebte Nissan Qashqai etwa glänzt hier mit 1.585 Litern. Wer allerdings nicht allzu oft große Gegenstände transportiert, wird damit zurechtkommen und sich stattdessen am üppigen Passagierraum erfreuen, mit dem der Jeep Compass dank 2,64 Meter Radstand zwischen Vorder- und Hinterachse verwöhnt. Insgesamt stellt sich der Compass 1.6 16V Mjet als äußerst interessante Option dar. Denn damit erhält man zum fairen Preis eine individuellere Alternative zum Kompakt-SUV-Mainstream von VW Tiguan und Co..

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Das Kofferraumvolumen liegt im Normalzustand auf gutem Klassenniveau. Nur mit umgeklappten Rücksitzlehnen sind andere deutlich besser.


Technische Daten Jeep Compass 1.6 16V Mjet (120 PS) 4x2:

Fünfsitziger Kompakt-SUV, Länge/Breite (ohne Spiegel)/Höhe/Radstand in Millimeter: 4.394/1.819/1.629/2.636, Leergewicht: 1.505 kg, zul. Gesamtgewicht: 1.996 kg, max. Zuladung: 491 kg, Kofferraumvolumen: 438 - 1251 l, Tankinhalt: 60 l, Preis: ab 26.100 Euro.
Motor: Reihenvierzylinder-Diesel, Hubraum: 1.598 ccm, Leistung: 88 kW/120 PS bei 3.750 U/min, max. Drehmoment: 320 Nm bei 1.750 U/min, Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 11,0 s, Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h, Normverbrauch: 4,4 l pro 100 km, CO2-Ausstoß: 117 g/km, Testverbrauch 6,2 l/100 km, Sechsgang-Handschaltung, Frontantrieb. mid/rs Bildquelle: Ralf Schütze / mid Bildquelle: FCA






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