Accademia di Guida: Alfa ohne Beta-Blocker

| 27.12.2018


Mit einem neuen Fahrtraining-Programm können Alfa-Fahrer hier dem Mythos der Marke auf die Spur kommen. Ganz viel Adrenalin garantiert.

Die Nacht war kühl, Nebel hängt über den Feldern im Herzen des Piemont, der Asphalt auf der FCA-Teststrecke in Balocco ist noch feucht. Sanft aus den Kurven herausbeschleunigen, lautet die Ansage im Fahrer-Briefing, bevor es auf den Rundkurs geht. Spätestens in den engen Kurven-Kombinationen nach der langen Geraden auf dem "Alfa Romeo Track", einer 5,6 Kilometer langen Rennstrecke innerhalb des Test-Areals, wird klar, warum der Gasfuß mit Bedacht eingesetzt werden soll: Der Asphalt ist derart glatt, dass Eisprinzessinnen ihre wahre Freude hätten. Gepaart mit den 375kW/510PS, die der 2,9-Liter-V6-Bi-Turbo-Benziner unter der Haube des Stelvio Quadrifoglio leistet, kommt nach dem Hochmut nicht der Fall, sondern das Kiesbett - und das gilt es tunlichst zu vermeiden.

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Selbstversuch auf der Teststrecke in Balocco: Bei der "Accademia di Guida", dem neuen Fahrertraining für Alfa-Fans, lässt sich der Mythos der Marke auf der Strecke erfahren.

Denn der Zweck der "Accademia di Guida", von Alfa Romeos neu aufgelegtem Fahrertraining, ist es ganz sicher nicht, die Strecke abseits des Asphalts zu erkunden. Damit das Kurvenräubern innerhalb der rot-weißen Curbs stattfindet, nehmen auf dem Beifahrersitz der ganz besonderen "Fahrschulautos" Profis Platz, für die jeder Meter auf den insgesamt 80 Kilometer langen Teststrecken in Balocco wie ein zweites Zuhause ist: Die Testfahrer der seit 1987 zu Fiat und inzwischen zum FCA-Konzern gehörenden Marke spulen hier tausende von Testkilometern im Jahr ab, sind größtenteils ehemalige Rennfahrer und haben sich die Bezeichnungen "Profi" oder "Experte" mehr als verdient.

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Nach dem Technik-Workshop erfolgt der Praxistest auf der Strecke - hier auf der gewässerten Kreisbahn.

Während der Fahrlehrer zu Fahrschulzeiten den Fuß vor allem auf der Bremse hatte, haben die Accademia-Instruktoren mehr Sinn für die Freude am Fahren, insbesondere am schnellen Fahren. Obwohl sie sich in der einen oder anderen Situation sicher auch eine eigene Pedalerie wünschen würden, vor allem dann, wenn die Bremse vom Fahrer nicht mit dem gewünschten Druck betätigt wird. Wer nicht regelmäßig mit schnellen Autos Runden auf Rennstrecken dreht, ist deswegen gut beraten, den Anweisungen des Beifahrers Folge zu leisten. Dann sind zwei Dinge gewährleistet: Man ist sicher unterwegs und hat Spaß ohne Ende. Die Anweisungen, die in Englisch mit italienischem Akzent vom Nachbarplatz kommen, sind einfach: "More left", "More right", "Brake" und "Throttle".

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Startaufstellung: Mit der 510 PS starken Alfa Giulia Quadrifoglio ist Zurückhaltung auf der Strecke geboten - auch wenn es manchmal schwerfällt.

Mehr Englischkenntnisse erfordern die Workshops, die zwischen den Strecken-Besuchen anstehen. Hier erhalten die Teilnehmer der "Accademia di Guida", mit der Alfa Romeo Bestandskunden noch stärker an die Marke binden und Interessierte mit dem Alfa-Virus infizieren möchte, Einblicke in die Technik, die dafür sorgt, dass die zuvor und danach gefahrenen Autos - Giulia Veloce und Quadrifoglio sowie Stelvio und Stelvio Quadrifoglio - auf der Strecke das machen, was der Fahrer möchte. Oder im schlimmsten Fall das, was der Fahrer versäumt hat.

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Ob Giulia oder das SUV Stelvio: In Balocco können im Rahmen der Vorabpräsentation der "Accademia di Guida" unterschiedliche Modelle ausprobiert werden.

Auf der gewässerten Kreisbahn lässt es sich ohne Sicherheitsrisiken erfahren, was passiert, wenn zu viel Lenkradeinschlag und zu viel Gas bei 510 PS und 600 Newtonmeter in der Giulia Quadrifoglio mit Hinterradantrieb aufeinandertreffen: Pirouettendrehen steht dann auf der Tagesordnung. Mit mehr Gefühl und etwas Übung lässt sich das eigentliche Ziel der Trainingseinheit ansteuern: Der Fahrer erlebt hinter dem Lenkrad, wie stabil das Auto selbst im Grenzbereich auf der Straße liegt. Und die gleichen Testrunden ein paar Minuten später im Allrad-Stelvio mit identischer Motorisierung zeigen die Unterschiede bei Traktion und Handling zwischen 2WD und 4WD auf. "Learning by doing" lautet hier die Devise - das hat die "Accademia di Guida" mit der klassischen Fahrschule gemein.

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Einblicke in das, was unter der schicken Karosserie eines Alfa-Romeo-Modells zu finden ist, geben zahlreiche Technik-Workshops.

Ab Sommer 2019 können zunächst Teilnehmer aus Italien ihr Können erproben und verbessern. Später im Jahr sollen weitere Märkte folgen, unter anderem Deutschland. Dann dürfen auch deutsche Alfisti die Emotionen am eigenen Leib spüren, die sowohl die Marke Alfa Romeo als auch die Traditionsteststrecke im Piemont versprühen. Ganz pur und ohne irgendetwas, das den Adrenalin-Ausstoß hemmen könnte. mid/Mst Bildquelle: Alfa Romeo

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Zufrieden und mit deutlich mehr Adrenalin im Körper als zu Beginn des Testtages: mid-Reporter Mirko Stepan.






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