Test VW Passat: Mit 240-PS-Diesel gegen 5er oder E-Klasse ?

| 02.08.2015


Mit der achten Auflage soll der VW Passat mehr Business-Kombi, mehr Oberklasse werden. Da sich vor allem der Kombi jedoch kaum vom VW Golf absetzt dürfte das schwierig werden, so zumindest der erste Eindruck. Ein paar Kilometer später sieht das Bild jedoch ganz anders aus.

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Wo ist der Unterschied geblieben?

Ja, es gibt den VW Phaeton, trotzdem ist die Passat-Baureihe eigentlich das Aushängeschild von Volkswagen. Deshalb sollte von ihm alles ausgehen, moderne Technik zunächst hier verbaut und dann an andere Modelle weitergereicht werden. Doch wer aus einem VW Passat B8 aus- und in einen VW Golf VII einsteigt, lernt die „Schattenseiten“ des modularen Baukastens kennen. Im ersten Moment fragt man sich, wo denn mittlerweile der Unterschied zwischen Kompakt- und (oberer) Mittelklasse geblieben ist. Lenkrad und Navi sind 1:1 aus dem Golf bekannt, zumindest wenn man die Testwagen mit Vollausstattung fährt. Auch beim Ladevolumen kann sich der Passat Variant nicht mehr ganz so klar vom Golf absetzen wie früher. Zu allem Überfluss bietet VW den kompakten Kombi nun als GTD an, wodurch der Golf jetzt auch ein Abo für die Überholspur hat.

Optik: Der gelangweilte Passat

Die Optik des Passat B8 überzeugt mich persönlich nicht. Können VW-Modelle optisch ohnehin selten vom Hocker reißen, scheint der Passat B8 selbst – dank müder Schlafaugen – vom eigenen Aussehen gelangweilt zu sein. Doch genau da liegt das Geheimnis des Passat und VW Modellen im Allgemeinen; man kann sonst Schlechtes über den Wagen sagen. Die Technik ist in der Regel auf dem aktuellsten Stand und langlebig, die Verarbeitung stets sehr gut. Zudem bietet der VW Passat eine überdurchschnittliche üppige Beinfreiheit im Fond.

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VW Passat Interieur

Entsprechend hellte sich auch mein – zugegeben bisher extrem kritisches – Bild vom Passat nach nur wenigen Kilometern deutlich auf. Zwar sitzt auch beim Passat das Navi-Display ziemlich tief in der Mittelkonsole, dank „Active Info Display“ ist dies jedoch vollkommen egal geworden. Generell ist der volldigitale Armaturenträger mein Highlight im Fahrzeug, zumindest neben dem Fahrwerk. Doch dazu gleich mehr. Zuerst beim Audi TT eingeführt, macht das frei konfigurierbare LCD-Display den Bildschirm des Infotainment eigentlich überflüssig. Im Gegensatz Audi hat VW dieses jedoch dankenswerterweise beibehalten. Einstellungen für die Dreizonenklimaautomatik oder das Bild der 360°-Kamera sind im zentralen Bildschirm einfach besser aufgehoben.

Highlight: Active Info Display

Ansonsten kann der Blick dank „Active Info Display“ stets nach vorne gerichtet bleiben. Trotz Digitalisierung bleibt das Layout von Tacho und Drehzahlmesser im klassischen Look, auf Wunsch sogar mit zentral montierter „Nadel“. Ansonsten kann man frei wählen, welche Infos im Zentrum beider Rundinstrumente dargestellt werden, für mich waren Verbrauch und Reichweite am praktikabelsten. Dazwischen bietet das Display jede Menge Platz für weitere Infos. Lässt man sich die Navikarte direkt ins Blickfeld legen, reicht ein Knopfdruck aufs Multifunktionslenkrad und die Rundinstrumente werden in einer sehenswerten Animation geschrumpft und machen einem größeren Kartenausschnitt Platz. Das „Active Info Display“ist nicht nur praktisch, sondern auch ein echter Hingucker.

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Fahreindruck VW Passat mit 240 PS

Während er Fahrt zeigt sich nicht nur, dass das Active Info Display denn Alltag im Auto erleichtert, generell fährt sich der Passat nach minimaler Eingewöhnung einfach und intuitiv. Da ich also kaum bis gar nicht durch die Bedienung des Fahrzeugs abgelenkt wurde, konnte ich mich voll aufs Fahren konzentrieren. Dabei fielen zwei Dinge auf.

Erstens: 240-PS-High-Performance-Diesel

Um den Passat auch leistungsmäßig in die obere Mittelklasse zu heben und ihn deutlicher vom Golf Variant GTD abzusetzen, bietet VW für den Passat einen 2.0-Liter-Diesel mit satten 240 PS an. Der damit verbundene Drehmomentberg von 500 Nm sorgt in Verbindung mit Allradantrieb für rasante wie souveräne Beschleunigung. Der Verbrauch bleibt mit durchschnittlich 6,7 – 7,2 l/100 km in Anbetracht der Leistung im Rahmen. Wer vornehmlich ganz links auf der Autobahn unterwegs ist, sollte jedoch eher mit acht bis maximal elf Liter pro 100 km rechnen. Letzteres gilt aber nur dann, wenn man andauernd mit 200 km/h und mehr unterwegs ist, was den Passat jedoch auch vor keine großen Probleme stellt. Ein ums andere Mal waren daher auch Fahrer von dicken Premium-Kombis auf der Autobahn vom Anzug meines Passat überrascht und gaben nur zögerlich die Spur frei. Entsprechend der Leistung steigt nämlich auch die maximale Geschwindigkeit des Passat auf für einen Diesel sehr gute 238 km/h.

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Zweitens: Fahrwerk auf Premium-Niveau

Das Beeindruckende dabei ist jedoch nicht die Geschwindigkeit an sich, sondern die entspannte Straßenlage bei hohen Tempi. Erwarte ich von einem VW Passat mit adaptivem DCC-Fahrwerk bei normalen Geschwindigkeiten schlichtweg, dass er alle Unebenheiten ausbügelt, dabei jedoch stets eine satte und sichere Straßenlage behält, bleibt dieses Gefühl bis etwa 200 km/h unverändert bestehen. Das kann dann doch beeindrucken und spielt in der Tat in einer Liga mit Audi, BMW oder Mercedes.
Fazit

Man muss ihn wohl gefahren haben, um ihn zu verstehen bzw. zu mögen. Lieben wäre an dieser Stelle einfach zu emotional für den kühlen Norddeutschen, aber es fiel in der Tat ein bisschen schwer, sich von dieser nahezu perfekten Fahrmaschine zu trennen, die einen – egal ob schnell oder langsam – entspannt ans Ziel bringt. Ausgestattet mit so ziemlich allen Assistenzsystemen, die es derzeit für Geld zu kaufen gibt, schwingt sich der Passat jedoch auch preislich in eine höhere Liga auf. Mein Testwagen kostete laut Liste nämlich glatte 62.400 Euro. Dafür gibt es zum Beispiel auch einen BMW 530d. Der hat für den Preis zwar sicherlich ein paar wenige Assistenten weniger, doch wem würden Sie den Vorzug geben, wenn man Sie vor die Wahl stellt: VW Passat oder BMW 5er Touring?




Technische Daten VW Passat Variant 2.0 TDI SCR 4MOTION BlueMotion Tech.

Fünftüriger Kombi der Mittelklasse

Länge/Breite/Höhe (m): 4,77/1,83/1,48
Radstand (m): 2,79

Motor: Vierzylinder-Bi-Turbodiesel
Hubraum: 1.968 ccm
Leistung: 176 kW/240 PS bei 4.000 U/min
max. Drehmoment: 500 Newtonmeter von 1.750 – 2.500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 238 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h:
6,3 s

Test-Verbrauch: 7,0 l/100 km
Verbrauch Hersteller: 5,4 l/100 km
CO2-Ausstoß Hersteller: 140 g/km
Schadstoffklasse: Euro 6
Energieeffizienzklasse: B
Gewichte/Zuladung
Leergewicht: 1.735 kg
zul. Gesamtgewicht: 2.310 kg
Zuladung: 650 kg
zul. Anhämgelast (gebremst/ungebr.): 2.200/750 kg
Kofferraumvolumen: 650 – 1.780 l

Basispreis ab 26.075 Euro
Preis Testwagen: 62.400 Euro

Voraussichtliche Kosten pro Jahr
Steuer: 280 Euro
Kraftstoff*: ca. 1.420 Euro

Mehr Bilder gibt es in der XXL-Fotshow bei den Kollegen von auto.de: http://www.auto.de/magazin/fotos/te..-oder-e-klasse/

Fahrbericht News von campino89
Autor: Yannik Maier