Technik-Mythen über Reifen: Tipps? Tricks? Torheiten!

| 24.02.2016


Auch noch, wenn die Kinder bereits als Fahranfänger erste Erfahrungen sammeln. Nicht wenige Hinweise gelten dabei den Reifen. Doch ohne es zu wissen, knüpfen die Alten dabei oft an vergangene Zeiten an: Sie erzählen ihremNachwuchs Märchen. Ein Experte geht Technik-Mythen über Reifen auf den Grund.

Dem Gros der Autofahrer ein fundiertes Wissen über Reifen zu unterstellen, wäre falsch.Im Fahrschulunterricht werden Pneus im Schnelldurchgang abgehandelt. Auch später, mit dem Führerschein in der Tasche, nimmt das Interesse an diesen leistungsstarken Hightech-Produkten kaum zu. Das ist einer der Gründe, warum sich zahlreiche Technik-Mythen über Reifen so hartnäckig halten und von Eltern als gesichertes Wissen an die Fahranfänger in ihren Familien weitergereicht werden. Reifen-Experte Norbert Allgäuer-Wiederhold,
Leiter des Pirelli Tyre Campus, München, hat die Gängigsten unter die Lupe genommen.

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Winterreifen erkennt man an der M+S-Markierung auf der Seitenwand
„Das stimmt so leider nicht“, weiß Norbert Allgäuer-Wiederhold. Vielmehr stoßen die Redakteure der einschlägigen Fachmagazine bei Winterreifentests regelmäßig auf Produkte mit M+S-Markierung, die ein Sommerprofil haben. Wie ist das möglich? Die Erklärung ist
einfach: Das M+S-Symbol ist rechtlich nicht geschützt und stellt nur eine qualitative Betrachtung dar. Ein M+S gekennzeichneter Reifen muss bei Schnee, Schneematsch und Glätte nur besser sein, als ein vergleichbarer Sommerreifen. Wie viel besser ist nicht festgelegt.Norbert Allgäuer-Wiederhold: „Das wurde aber geändert.“ Seit dem 1. November 2012 gilt: Ein Reifen, der als Winterreifen angemeldet wird, muss einen standardisierten
Test absolvieren. Nur wenn er ihn besteht, darf er, neben dem M+S-Symbol, auch mit dem Schneeflocken-Symbol im dreizackigen Bergpiktogramm markiert und als Winterreifen bezeichnet
werden. Dies gilt im übrigen auch für Ganzjahresreifen, die sind dahingehend wie Winterreifen zu betrachten.

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Im Winter sind Winterreifen Pflicht
„Selbstverständlich ist es ratsam, sein Auto zu Beginn der kalten Jahreszeit mit hochwertigen Winterreifen auszustatten, die noch eine Mindestprofiltiefe von vier Millimetern haben sollten“, empfiehlt Norbert Allgäuer-Wiederhold. „Doch gesetzlich vorgeschrieben ist das nicht.“ Die Straßenverkehrs-Ordnung StVO verlangt bei „Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch,Eis- oder Reifglätte die Verwendung von wintertauglichen Reifen mit entsprechender Markierung. Im Moment reicht noch die M+S-Kennung, zukünftig muss es das Schneeflockensymbol sein.“ Sind die Straßen hingegen trocken und herrschen frühlingshafte Temperaturen, dürfen auch im Winter Sommerreifen gefahren werden.

Schmale Winterreifen sind besser als breite

„Nein, vielmehr bieten breite Winterreifen mit einem guten Profildesign mehr Traktion“, erläutert Norbert Allgäuer-Wiederhold. „Das bedeutet, die breite Aufstandsfläche kann die Antriebskraft des Motors besser in eine Vor- oder Rückwärtsbewegung umsetzen und natürlich auch besser bremsen. Schmale Reifen sind nur dann nötig, wenn im Radkasten
mehr Platz für den Schneekettenbetrieb erforderlich ist.“

Winterreifen benötigen einen höheren Reifendruck
„Die Aussage ist viel zu pauschal“, betont Norbert Allgäuer-Wiederhold. „Sommer- und Winterreifen sind sehr ähnlich aufgebaut und benötigen gleiche Basisdrücke. Der optimale Reifendruck wird vom Fahrzeughersteller festgelegt und hängt im Wesentlichen von der Reifengröße, Beladung und Einsatz des Fahrzeugs ab.“ Lediglich bei einer längeren KältePeriode könne es sinnvoll sein, den Reifen mit 0,2 bar mehr zu befüllen, um den emperaturbedingten
Minderdruck auszugleichen.






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