Viertüriges Käfer-Taxi von Rometsch kam aus Berlin

| 20.09.2023


Dazu wurden der Plattformrahmen um 25 Zentimeter verlängert und die entsprechend gestreckte Karosserie erhielt zusätzlich hinten angeschlagene Fondtüren.

Das einzige voll restaurierte Exemplar in Europa steht heute im privaten Rometsch-Museum in Hessisch Oldendorf. Besuchstermine gibt es auf Anfrage bei kiki@bugnet.de. Das viertürige Käfer-Taxi im Volkswagen-Museum in Wolfsburg ist kein Original-Rometsch, sondern ein Exemplar, das Messerschmitt 1953 in Frankfurt nach Rometsch-Plänen fertigte.

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Zwei Taxi-Leuchten auf dem Dach und FREI-Zeichen hinter der Frontscheibe.

Friedrich Rometsch baute ab 1924 vornehmlich Opel-Modelle zu Kraftdroschken um und arbeitete dabei auch mit dem ebenfalls in Berlin-Halensee ansässigen Edel-Karosseriebauer Erdmann & Rossi zusammen. Dessen Konstruktionschef Johannes Beeskow wechselte nach dem II. Weltkrieg zu Rometsch und entwickelte 1950 eine viertürige Version des VW Käfer - weil Taxen in Berlin (wie übrigens auch heute noch nach der BOKraft) "mindestens auf der rechten Längsseite zwei Türen haben" mussten.

Für den Umbau wurden Chassis und Karosserie eines gebraucht oder neu beschafften Käfers etwa in der Wagenmitte quer durchgetrennt und dann von Hand gefertigte Blechformteile eingefügt. Der Radstand und die Gesamtlänge wuchsen damit auf 2,65 Meter bzw. 4,32 Meter. Die Fahreigenschaften verschlechterten sich dadurch aber nicht, bestätigten Kfz-Sachverständige der Technischen Universität Berlin. Die Vordertüren wurden geringfügig verkürzt und schmale B-Säulen aus jeweils zwei Abschnitten der hinteren Seitenteile zusammengefügt.

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Drittes Seitenfenster und unveränderte "Brezel"-Verglasung am Heck.

Für den Bau der Fondtüren waren ebenfalls je zwei aufgetrennte Vordertüren nötig und der hintere Abschluss des Türausschnitts mit den Scharnieren stammte wieder von vorne. So brauchte Rometsch Türen und Teile einer zweiten Karosserie und zusätzlich weitere zwei Türen - die überwiegend gebraucht beschafft werden mussten, weil das Volkswagenwerk offiziell nichts lieferte. Mitarbeiter des Karosseriebauers oder sogar Strohmänner gingen notgedrungen "privat" auf Einkaufstour.

Rund 25 Kilogramm Mehrgewicht für die hinteren Türen waren für den Taxibetrieb kein großer Nachteil und "mindestens 50 kg Gepäck" konnten "auch bei vollständiger Besetzung im Rahmen des zulässigen Gesamtgewichts" befördert werden. Der Raum- und Komfort-Gewinn für die Fahrgäste auf der geringfügig tiefer montierten Rückbank war beträchtlich und der Ein- und Ausstieg durch die Portaltüren sehr bequem. Etwas mehr Kopffreiheit für die Fond-Passagiere und auch hinten voll versenkbare Kurbelfenster kamen als weitere Vorteile hinzu.

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Elegant verlängerte Dachlinie, schmale B-Säule und gegenläufig öffnende Türen.

Rund 2.000 D-Mark kostete der Umbau des Käfers zur viertürigen Langversion und wurde auch gern bezahlt - obwohl eine neue Export-Version der zweitürigen VW-Limousine mit nur 25 PS starkem 1,1-Liter-Vierzylinder schon mit 5.400 D-Mark zu Buche schlug. Ab November 1953 gab es aber den neuen Opel Kapitän als deutlich größeren Viertürer mit Ponton-Karosserie im amerikanischen Stil und 68 PS starkem 2,5-Liter Sechszylinder.

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Wohnliche Stoff-Sitzbezüge und große Aschenbecher an beiden Fondtüren.

Gleichzeitig startete Mercedes-Benz die stets viertürige Ponton-Baureihe 180 mit 52 PS starkem 1,8-Liter Benzin und schob im Frühjahr 1954 den 180 D mit dem so bewährten wie sparsamen 40 PS-Diesel nach. Damit war der neue "Liebling der Taxifahrer" da - und das Rometsch-Taxi Geschichte.mid/sk Bildquelle: Karl Seiler / mid






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