Toyota Hilux: Der Gelände-Kumpel wird zum Gentleman

| 03.11.2020


Der neue Pick-up überzeugt im Gelände - und überraschenderweise auch auf der Straße. Davon konnte sich der Motor-Informations-Dienst (mid) bereits überzeugen.

Über 18 Millionen verkaufte Exemplare - der Toyota Hilux ist auf fast allen Straßen und fast überall auf der Welt zu Hause. Ein praktischer Pritschenwagen, dem selbst die Kollegen der TV-Kult-Show "Top Gear" nichts anhaben konnten. Auch nach brutalster Behandlung (Abrissbirne, Salzwasser, Feuer) startete der Motor des Unkaputtbaren nach nur wenigen Anlasser-Umdrehungen. Wie will man so ein Kult-Auto noch besser und erfolgreicher machen?

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Ein Pick-up für jede Art von Gelände: Der Hilux fühlt sich auf Straßen genauso wohl wie auf Hohlwegen, Schotter, Kies oder Sand.

"Nichts ist unmöglich" dachte sich Toyota und schaute sich den Markt genauer an. Abgesehen davon, dass das europäische Pick-up-Segment insgesamt wächst (Prognosen sprechen von einem Plus von 35 Prozent bis 2023), entwickelt sich laut Toyota das Interesse an schicken Pritschenwagen mit mehr Leistung besonders stark. Und in genau diese Lücke preschen die Japaner jetzt mit der neuen Hilux-Generation.

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Der Toyota Hilux Invincible ist ein starker Typ, findet mid-Autor Rudolf Bögel, der den Pick-up auf der Straße und im Gelände getestet hat.

Das Top-Modell trägt den Anspruch von Toyota schon im Namen. Invincible, also unbesiegbar, heißt der Hilux mit dem besonders bulligen Markengesicht und dem stämmigen Auftritt. Eine schon optische Kampfansage in Richtung Ford. Der Ranger Raptor hat ab sofort Konkurrenz aus Fernost. Nur eine dicke Hose genügt da freilich nicht, deshalb haben die Entwickler zuerst einen Blick unter die Motorhaube geworfen und festgestellt, dass bei den Pferdestärken unbedingt nachgebessert werden muss. 204 PS stecken im neuen 2,8-Liter-Diesel. 54 mehr als im alten Reihenvierzylinder. Das reicht immerhin für eine Beschleunigungzeit von 10,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Entscheidend ist jedoch das 500 Newtonmeter (Nm) starke Drehmoment. Mit dem kann man im wahrsten Sinn des Wortes beim Tritt aufs Gas schön aufdrehen. Optimiert wurden Zylinderblock und Kühlung, aber vor allem der neu entwickelte und größere Turbolader sorgt für mehr Musik im Motorgehäuse.

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Auch solch eine Schräglage bringt den Hilux nicht aus der Ruhe. Und das gilt auch für den Fahrer: Nur die Ruhe bewahren und der Technik vertrauen.

Aber auch beim Fahrwerk hat Toyota nachgelegt. Puristen müssen nicht das Schlimmste befürchten. Der Hilux behält sein Leiterrahmen-Fahrgestell. Verbessert wurde neben der Dämpferabstimmung vor allem die Hinterradaufhängung. Die Blattfedern sind um sechs Prozent gewachsen, die Reibungskräfte wurden minimiert. Und auch die geschwindigkeitsabhängige Servo-Lenkung wurde in Richtung Komfort überarbeitet. Das heißt: Sie spricht beim Manövrieren noch leichter an, bei höherem Tempo sorgt sie mit einem größeren Widerstand für sicheres Fahrverhalten.

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Pick-up sagt man heute, Pritschenwagen hat man früher zu so einem Auto gesagt. Der Toyota Hilux ist jedenfalls ein guter Packesel für Arbeit, Sport und Spiel.

Nach so viel Theorie die Praxis. Die mid-Testfahrt führt zunächst auf die Autobahn. Wohlwollend ruht der Blick auf dem neuen Interieur. Kaum mehr eine Spur von grobschlächtiger Nutzfahrzeug-Optik. Hier und da glänzen schwarze Lack-Oberflächen, der Cockpit-Träger wirkt schmal und leicht, in der Mitte thront der acht Zoll große Infotainment-Bildschirm wie ein edles Tablet. Wer will, kann sein Handy jetzt sogar mit Apple CarPlay und Android Auto verbinden. Gipfel des Lifestyles: Die neue, 800 Watt starke Soundanlage von JBL.

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Mächtige Spangen zieren die Front des Sondermodells Invincible. Damit tritt der Toyota Hilux gegen Konkurrenten wie den Ford Raptor an.

Hätte man die bloß schon früher gehabt, um von den lauten Fahrgeräuschen des Hilux abzulenken! Die neue Generation ist zwar kein Leisetreter geworden, hat sich aber deutlich gebessert. Bei Geschwindigkeiten bis zu Tempo 130 kann man sich im Fond mittlerweile recht gut unterhalten, ohne schreien zu müssen. Zusammen mit der Sechsgang-Automatik lässt sich der Invincible recht flott fahren. Auf der Autobahn donnert er sogar mit Tempo 180 dahin.

Natürlich erweisen sich die Brennkammern dann auch als besonders aufnahmefähig. Nach dem rund 50 Kilometer langen Autobahnstück stehen 11,4 Liter Verbrauch auf der Anzeige, insgesamt liegt der Durchschnitt bei 10,4 Liter. Nicht gerade wenig, aber schließlich ist der Pick-up mit seinem Gewicht von knapp 2,3 Tonnen auch recht schwer. Noch verblüffender als die Beschleunigung ist in der Tat das Fahrwerk. Schon fast komfortabel gleitet man mit der neuen Generation Hilux über den Asphalt. Spurrillen bringen den langen Pritschenwagen kaum mehr aus dem Takt. Die Federung bügelt auch größere Schlaglöcher sanft weg. Natürlich muss man am Lenkrad noch ordentlich werkeln, um die 5,33 Meter Stahl und Blech um die Kurven zu wuchten, aber auch das ist verglichen zum Vorgänger deutlich besser geworden.

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In der Ausstattungsvariante Invincible ist das Design auch im Heckbereich nachgeschärft. Ziehen kann der Pick-up bis zu 3,5 Tonnen.


Den Hilux deshalb jetzt gleich als Gentleman der Straßen zu bezeichnen wäre übertrieben, aber das hemdsärmelige Latzhosen-Image dürfte er endgültig abgestreift haben. Natürlich nicht im Gelände. Da lässt sich der Unkaputtbare von nichts aufhalten. Im Steinbruch von Langenaltheim, einem berühmt-berüchtigten Offroad-Park, bewegt sich auch der neue Hilux mit schlafwandlerischer Sicherheit. Sogar eine mit Gesteinsplatten übersäte Abfahrt absolviert der Pick-up mit Bravour und ohne zu rutschen.

Aber auch solche Haudegen-Eigenschaften braucht der Hilux. Zumindest für die unwirtlicheren Gegenden außerhalb Europas. Hierzulande legt man mehr Wert auf die angenehmen Dinge des Lebens. Und deshalb kann man das Rollo auf der Pritsche neuerdings auch per Knopfdruck auf- und zuziehen. Eins von rund 300 Zubehörteilen, die man für den Hilux ordern kann.

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Jetzt auch vollautomatisch: Die Abdeckung über der Ladefläche lässt sich beim neuen Hilux per Knopfdruck auf- und zuziehen.

Technische Daten Toyota Hilux 2,8 D, Double Cab (Invincible):

- Länge / Breite / Höhe: 5,33 / 1,90 (ohne Spiegel) / 1,82 m

- Motor: Reihenvierzylinder-Diesel

- Hubraum: 2.755 ccm

- Leistung: 150 kW/204 PS bei 3.400 U/min

- max. Drehmoment: 500 Nm zwischen 1.600 und 2.800 U/min

- Sechsgang-Automatik, Allradantrieb

- 0 - 100 km/h: 10,7 Sekunden

- Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h

- Normverbrauch (WLTP): 8,8 - 10,1 l/100 km

- CO2-Emission (WLTP): 233 - 266 g/km

- Laderaumabmessung Länge / Breite / Höhe: 1,53 / 1,54 / 0,48 m

- max. Anhängelast: 3,5 t

- Gewicht / max. Zuladung: 2,36 / 1,06 t

- Preis: ab 49.497 Euro mid/rubö Bildquelle: Toyota

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Das Cockpit des Hilux kommt dem Namen des Pick-up näher. Hilux kommt von high luxury. Luxuriös ist das Innere zwar nicht, aber es genügt höheren Ansprüchen.






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