Bayerischer Alleskönner: BMW 220d Gran Tourer

| 02.05.2020


Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat mit dem BMW Gran Tourer Erfahrungen gesammelt, die ihn durchaus als SUV-Alternative auszeichnen.

Die bitterste Pille sollte man zuerst verabreichen: Beim BMW Gran Tourer ist es der Preis. Der Münchner Van, der ein Familienauto sein soll - wobei Gran Tourer natürlich besser klingt als Van - startet bei 42.400 Euro. Zumindest in der vom mid getesteten Version mit dem 2,0 Liter Dieselmotor und Allradantrieb, der bei BMW auch nicht einfach nur so, sondern xDrive heißt. Und weil, wie üblich, alles in diesen Testwagen gepackt war, stand unter dem letzten Strich ein Preis von 60.980 Euro. Und das Wert, den eine Familie erst einmal stemmen muss. Es geht natürlich auch günstiger. Einen Gran Tourer in der Basisversion mit dem kleinsten Benzinmotor (1,6 Liter/109 PS) und Frontantrieb kann man auch für haarscharf unter 30.000 Euro bestellen.

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Der lange Radstand, die kurzen Überhänge und die großen Türen versprechen reichlich Geräumigkeit.

Wirklich bitter wird die Pille von 17.790 Euro für die Testwagen-Extras vor allem beim Blick auf die Inhaltsstoffe: Damit sind nicht die 1.180 Euro teuren 18 Zoll Leichtmetallräder oder das Luxury-Line-Paket (5.200 Euro) gemeint. Für ein als Familien-Fahrzeug adressiertes Auto den Einbau einer Isofix-Halterung und die Deaktivierungsoption des Beifahrerairbags mit 50 Euro in Rechnung zu stellen, passt gar nicht.

In Zeiten der Digitalisierung mutet es auch merkwürdig an, dass ein DAB-Tuner in der Audioanlage noch mit 250 Euro als Extra läuft, für die Vorbereitung auf Apple CarPlay 300 Euro in Rechnung gestellt werden und ein 500-Euro-Posten auftaucht, der "Telefonie mit Wireless Charging" genannt wird. Wesentlicher Bestandteil ist eine Ladeschale, die außerhalb des Auto für nicht einmal 10 Euro zu haben und mithin wirklich kein Hightech-Bauteil ist.

Nun definiert sich Premium nicht ausschließlich über den Preis, sondern eben gehörig auch über die Präzision, mit der alles kombiniert und konstruiert ist. Und hier bleiben bittere Pillen aus: Der Gran Tourer atmet aus jeder Pore - Plastik oder Metall - ein Höchstmaß an Solidität und Wertarbeit im besten Sinne. Der Grundtenor ist ein konservativer, auch wenn die klassischen Rundinstrumente inzwischen digitalisiert sind, wirkt das meiste im Gran Tourer noch nach alter Schule.

Pluspunkte sammelt der Van, der keinesfalls als solcher eingestuft werden möchte, aber genau bei den klassischen Van-Elementen wie Funktionalität und Raum. Die Orientierung gelingt auf Anhieb. Ein klassischer BMW-Arbeitsplatz: tadellose Sitze, wobei im Testwagen die Sportsitze schon wieder mit 500 Euro und ihrer elektrische Verstellbarkeit inklusive Memory-Funktion mit 950 Euro beaufschlagt waren. Der Mensch hinter dem Steuer hat alles im Blick und im Griff, dazu ein mit Bedacht dimensioniertes Sortiment an Ablagemöglichkeiten.

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Ein großes Fach vor der Mittelkonsole bietet Platz für den üblichen Krimskram.

Auf einer Gesamtlänge von 4,56 Metern eröffnet sich hinter Fahrer und Beifahrer bei Bedarf ein Stauraum von 645 bis zu 1.905 Litern Volumen. Die dreifach teilbare Rückbank bietet eine Justierung um 13 Zentimeter in der Länge, die Ladefläche ist eben und schließt bündig an der recht niedrigen Kofferraumkante an. Alles überaus praxistauglich und durchdacht.

Obwohl auf dem Dach (Höhe 1,60 Meter) eine Reling (Extra) vorhanden war, ist für die Rad-Mitnahme eher ein Heckträgerträger prädestiniert. Mountainbikes lassen sich auch im Kofferraum unterbringen. Mit 1.600 Kilogramm fällt die Zuglast eher schwach aus. Dabei steht mit dem 2,0 Liter Vierzylinder Turbodiesel ein bewährter und potenter Antrieb zu Verfügung.

Das satte Drehmoment von 400 Newtonmetern und die Leistung von 190 PS werden automatisch seidig über acht Stufen sortiert. Dabei kann der Gran Tourer trotz 1.615 Kilogramm Leergewicht durchaus Sprinterqualitäten entwickeln und binnen 7,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 eilen. Und auch in der Spitze liegt er mit 218 km/h laut Werk auf sportlich bayerischem BMW-Niveau.

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Der BMW 2er Gran Tourer entpuppt sich als Familien-Van mit sportlicher Gelassenheit.

Die Bauart-bedingten Widrigkeiten eines relativ hohen Karosseriekörpers haben die Fahrwerksleute bei BMW ausgesprochen gut weg gebügelt: Auf der Landstraße zwirbelt der Van gekonnt und höchst agil durch Kurven und Kehren. Das Wissen um die Vorzüge des Allradantriebs erlaubt hier ein sicheres Ausloten der hohen fahrdynamischen Qualitäten des Gran Tourers. Die Abstimmung ist für eine Familienkutsche eher sportlich, über den sogenannten Fahrerlebnisschalter lässt sich sogar noch mehr "Sportlichkeit" zugeben. Das dann allerdings arg auf Kosten des Komforts.

Zurückhaltung übt der Motor beim Konsum. Mit einem Alltagsverbrauch von 6,1 Litern je 100 Kilometer erweist sich der Gran Tourer in puncto Verbrauch als wirklich familien-kompatibel.

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Vom Cockpit aus aktiviert, erscheint auf den Tablets hinten das Unterhaltungsprogramm.


Technische Daten BMW Gran Tourer 220d xdrive

- Länge / Breite / Höhe: 4,56 / 1,80 / 1,60 Meter
- Motor: Vierzylinder Turbodiesel
- Hubraum :1.995 ccm
- Leistung : 140 kW/190 PS
- max. Drehmoment: 400 Nm bei 1.750 - 2.500 U/min
- Achtstufenautomatik
- 0 bis 100 km/h: 7,8 sec.
- Spitze: 218 km/h
- Normverbrauch: 4,5 l/100 km
- CO2-Emission: 122 - 133 g/km
- Preis: ab 42.400 Euro
- Testwagenpreis: 60.980 Euro mid/asg Bildquelle: BMW






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